Ökoaktivist über Dokumentarfilm: „Bittere Realität in Gerichtssälen“

Im Film „Unter Paragraphen 2“ geht es um einen heimlich mitgeschnittenen Hambacher-Forst-Prozess. Am Donnerstag ist Premiere am Landgericht Braunschweig.

Die Fassade des Landgerichts Braunschweig

Am Donnerstag ist Filmpremiere auf der Fassade des Landgerichts Braunschweig Foto: Swen Pförtner/dpa

taz: Herr Gradl, Sie haben mit einer Gruppe von Öko-Aktivisten einen justizkritischen Film gemacht und projizieren ihn zur Premiere auf die Fassade des Braunschweiger Landgerichts. Worum geht es?

Ruben Gradl: „Unter Paragraphen 2“ ist die Fortsetzung eines anderen Films, bei dem es um einen Gerichtsprozess im Kontext des Hambacher Forst ging. Die Gerichtsverhandlung wurde heimlich mitgeschnitten, um mal zu zeigen, wie die bittere Realität in Gerichtssälen aussieht, wenn die Angeklagten untergebuttert und ihre Rechte verdreht werden.

Aber man darf doch keine Tonaufnahmen von Gerichtsverhandlungen machen. Ist das dann noch legal?

Man darf zwar keine Aufnahmen von öffentlichen Gerichtsverhandlungen machen. Aber wenn sie existieren, ist es nicht verboten, sie zu verbreiten. Wer diese Aufnahmen gemacht hat, werden wir natürlich nicht sagen. Vielleicht wissen wir das auch gar nicht.

Geht es in der Fortsetzung um einen ähnlichen Prozess in Braunschweig?

Darüber will ich jetzt noch nichts sagen, weil es eine Überraschung werden soll. Aber es hat schon einen Grund, warum wir ihn an diesem Ort aufführen.

geboren 1994 in Halle, nennt sich selber einen Öko-Anarchisten. In seinem politischen Wirken kommt er immer wieder in Konflikt mit Gesetzen und Gerichten. Dort tritt er auch als Laienverteidiger in politischen Strafprozessen auf.

Wie kann man sich diese beiden Filme vorstellen?

Das sind zugleich Dokumentar- und Lehrfilme. Sie bestehen aus den originalen Tonaufnahmen von den Gerichtsverhandlungen, aber es gibt keine Bildaufnahmen dazu, sondern stattdessen Animationen.

Wie lang ist denn der Film?

Er ist etwa zwei Stunden lang. Wir stellen Bänke und Stühle auf, man kann wie in einem Kino sitzen.

Direkt nach der Premiere wollen Sie den Film bei Youtube und Vimeo hochladen. Was erhoffen Sie sich davon?

„Unter Paragraphen 2“: findet am Do,12. 10., 18 Uhr, im Rahmen einer Kundgebung auf dem Domplatz am Landgericht Braunschweig statt.

Es geht darum, dass politische Ak­ti­vis­t*in­nen lernen, wie sie eine offensive Verteidigung vor Gericht praktizieren können. Und der Film ist ein Beitrag zu dieser Idee der Selbst- und Laienverteidigung. Wir werden ihn zum Beispiel als Einführung bei unseren Workshops benutzen. Er zeigt, dass es sich manchmal lohnt, frech vor Gericht aufzutreten und sich nicht unterkriegen zu lassen.

Haben Sie denn persönlich mit diesem Filmprojekt zu tun gehabt?

Ich habe daran mitgewirkt. Ich bin Ökoaktivist und -anarchist und stehe immer mal wieder vor Gericht. Da ging es etwa um Abseilaktionen über Autobahnen. In Verhandlungen vor dem Landgericht Braunschweig trete ich als Laienverteidiger auf. Ich bin kein studierter Anwalt, aber man kann auch so vor Gericht verteidigen. Das dürfen alle, die ausreichend sachkundig und vertrauenswürdig sind.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.