Friedrich Merz über Geflüchtete: Die und die Deutschen nebendran

Die Zahnarzttermine für Flüchtlinge sind nur die Spitze des Eisbergs. Was Flüchtlinge noch alles einfach so bekommen.

Blick in ein Zimmer mit Doppelstockbett.

Unterkunft für Geflüchtete in Hamburg in einem ehemaligen Bürogebäude Foto: Markus Scholz/dpa

Die sitzen beim Arzt und lassen sich die Zähne neu machen, und die deutschen Bürger nebendran kriegen keine Termine.

Die lassen ihre Familien zurück und brechen zu Abenteuerreisen mit ungewissem Ausgang auf, und die deutschen Bürger nebendran müssen jeden Tag dieselben langweiligen Wege zurücklegen.

Die treiben in Booten auf dem Mittelmeer herum, und die deutschen Bürger nebendran fliegen höchstens zweimal im Jahr nach Mallorca.

Die werden auf der Reise eingesperrt, bestohlen, misshandelt und fürchten um ihr Leben, und die deutschen Bürger nebendran kennen Action höchstens von Filmen oder Raufereien auf dem Schulhof.

Zähne, Reisen, Abenteuer

Die werden, falls sie die Abenteuerreise überleben, in Deutschland von anderen irgendwo untergebracht, und die deutschen Bürger nebendran müssen sich mit der schwierigen Entscheidung quälen, ob sie mieten oder lieber kaufen.

Die dürfen das Gebiet, in dem sie untergebracht sind, nicht verlassen, und die deutschen Bürger nebendran müssen noch mehr lästige Fragen zum Wohnen klären: Großstadt oder Land? Meer oder Berge? Ost oder West?

Die hocken in ihren Unterkünften faul herum, und die deutschen Bürger nebendran müssen auch am Wochenende in Haus und Garten werkeln, weil die deutschen Bürger einfach fleißig sind.

Drogen, Sozialleistungen, Arbeit

Die haben die paar hundert Euro Sozial­leistungen meistens schon zur Monatsmitte auf den Kopf gehauen, und die deutschen Bürger nebendran müssen sich sehr gut überlegen, wie sie ihr ganzes übriges Geld am besten anlegen.

Die verkaufen im Park Drogen, wenn sie nicht arbeiten dürfen, aber nicht mehr faul herumsitzen wollen, und die deutschen Bürger nebendran müssen für den Kauf von Rauschmitteln das Haus verlassen und den Anblick ihres Elends ertragen.

Die dürfen irgendwann vielleicht doch arbeiten und putzen Toiletten, kassieren im Supermarkt, pflegen alte Menschen, und die deutschen Bürger nebendran müssen Angst haben, dass Künstliche Intelligenz ihre Arbeit bald überflüssig macht.

Termine, Behörden, Proteste

Die dürfen ständig deutsche Behörden besuchen, damit sie nicht abgeschoben werden, und die deutschen Bürger nebendran kriegen nicht mal einen Termin beim Bürgeramt.

Die schicken Geld in ihre alte Heimat, damit die Familie dort über die Runden kommt, und die deutschen Bürger nebendran bekommen höchstens an Geburtstagen oder an Weihnachten etwas von Verwandten geschenkt.

Die müssen nicht wählen gehen, weil sie nicht wählen dürfen, und die deutschen Bürger nebendran sollen ständig ihre Stimme abgeben und müssen aus Protest Nazis wählen.

Steuern, Pässe, Diskurse

Die gelten als Bürger zweiter Klasse, auch wenn sie irgendwann einen deutschen Pass haben, in Deutschland arbeiten und Steuern zahlen, und viele der deutschen Bürger nebendran müssen 2023 immer noch in der 2. Klasse Bahn fahren.

Die kriegen vielleicht sogar auch Kinder, die zweisprachig aufwachsen, und die Kinder der deutschen Bürger nebendran können nicht mal das R rollen, wenn sie eine andere Sprache lernen.

Die selbst können doch eh alle kein Deutsch, um deutschen politischen Diskursen zu folgen, und die deutschen Bürger nebendran müssen sich schon seit Jahren den Blödsinn von CDU-­Vorsitzenden und SPD-Bundespräsidenten anhören.

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Kolumnist (Postprolet) und Redakteur im Ressort taz2: Gesellschaft & Medien. Bei der taz seit 2016. Schreibt über Soziales, Randständiges und Abgründiges.

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