HAMBURGER SZENE VON REBECCA CLARE SANGER
: Die Stadt der Läufer

Die, die die Stadt verlassen wollen, sind gut beraten, es vorher zu tun: Bevor Busse und Taxis gestoppt werden, Straßensperren Nachbarn trennen, Polizisten schmale Schneisen zum Überqueren gewähren.

Auch Gehen und Radfahren fällt schwer: Menschentrauben, wo früher Wege waren; die einzig erwünschte Bewegung ist der Dauerlauf. „Das ist ja auch eine tolle Idee, hier mit dem Fahrrad aufzuschlagen“, zischt es auf Schwäbisch. „Das ist meine Stadt, ich war hier, bevor Sie den ersten Laufschuh im Laden sahen“, denkt es leise zurück.

Der Moderator begrüßt das Publikum, dass so zahlreich erschien. Er hat mit Sonnenschein gegurgelt zur Freude des sponsierenden Sparkassenvorstandes, der nun sagt: „Auch unsere Mitarbeiter sind begeistert, 73 werden heute mitlaufen, und viele andere werden staffelweise der Strecke beiwohnen ...“

Weiter hinten ist die Straße ganz leer, ein Paar Touristen warten vor einer Ampel, Spanier mieten sich Zimmer zum Duschen. Verschwitzt und männlich huschen sie rein, duftend kommen sie wieder raus.

Und dann ist das Event schon zu Ende. Ein Äthiopier scheint das Rennen gemacht, ein Rentner mit Sportunterhose es verloren zu haben, er schiebt sich durch die Ziellinie, wo Menschen vom Technischen Hilfswerk im Sprinter sitzen und Kaffee trinken.