wortwechsel
: Waffenstillstand! Geht jetzt nicht? Sagt wer? Warum?

Mörderischer Terroranschlag der Hamas, 1.400 Tote in Israel, mehr als 200 Geiseln; neuer Krieg in Gaza, Blockade, bisher 5.000 Tote – die Reihenfolge ist klar, die Folgen unabsehbar

Folgen eines Luftangriffs der israelischen Armee: Zerstörtes Haus in der Stadt Khan Younis im Süden des Gazastreifens, 24. Oktober 2023 Foto: Mohammed Dahman/ap

Trauer der Palästinenser

„Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden. Ein offener Brief von in Deutschland beheimateten jüdischen Künstler:innen, Schrift­stel­le­r:in­nen und Wis­sen­schaft­le­r:in­nen zum Recht auf freie Meinungsäußerung und Versammlung“, taz vom 23. 10. 23

Danke an die Ver­fas­se­r*in­nen dieses offenen Briefes! Er hilft, die derzeitige Situation auszuhalten, in der sich die richtige und notwendige Solidarität mit Israel vermischt mit der aktuellen migrationskritischen Debatte. Der wichtigste Satz des Briefes verdient wiederholt zu werden: „Es macht Juden nicht sicherer, wenn Deutschland das Recht auf öffentliche Trauerbekundung um verlorene Menschenleben in Gaza verweigert.“

Matthias Knuth, Hattingen

Solidarität – mit wem?

„Greta Thunberg reagiert auf Kritik“,

taz vom 23. 10. 23

In der scheinbaren Pflicht, sich auf einer Seite positionieren zu müssen, sticht das Statement von Fridays for Future heraus: „Wir sind solidarisch mit den Opfern der Gewalt der Hamas, verurteilen den Terror und hoffen, dass alle Geiseln gesund zurückkehren werden. Wir sind uneingeschränkt solidarisch mit Jüdinnen und Juden, die weltweit und auch hier antisemitische Gewalt erleben. Wir sehen das Leid der Zivilbevölkerung und insbesondere der Kinder in Gaza. Der steigende anti-muslimische Rassismus auch hier in Deutschland erfüllt uns mit großer Sorge. All das sind keine Widersprüche. Unsere Herzen sind groß genug, all das gleichzeitig fühlen zu können. Das Existenzrecht Israels ist nicht verhandelbar. Humanitäres Völkerrecht gilt für alle. Menschenrechte gelten für alle.“ Vielen Dank dafür! Jan Sommer, Wuppertal

Was sagt jüdische Linke?

Betrifft: Berichterstattung der taz

In der taz fehlt eine inhaltliche Berichterstattung über die Position der jüdischen Linken zu Israel/Palästina. Zentrale Analysen, wie von Amira Hass und die des Shoah-Forschers Raz Segal („A Textbook Case of Genocide“), kommen in der taz einfach nicht vor. Das ist nicht gut – war da nicht mal was mit „Gegenöffentlichkeit“? Sogar die israelische Zeitung Haaretz schreibt: „In Gaza, Israel Is Racing to the Moral Abyss“. Friedrich Merz rast mit in den Abgrund. Und wohin steuert die taz? Matthias Wittrock, Bregenz

Liebe taz, Ich danke euch für eure Berichterstattung zum Israel-Hamas-Konflikt. Dabei kann ich mich nicht auf den einen oder anderen Artikel beziehen, denn die Mischung macht es. Stefan Müller, Berlin

„Schwarz-weißer Naher Osten: Die Fronten verschärfen sich bei dem Diskurs um die Entwicklungen in Israel und im Gazastreifen. Für die Lösungssuche ist das wenig hilfreich“,

wochentaz vom 21. 10. 23

Der erste nicht-tendenzielle, nicht-hetzende, nicht-hamas-gleich-palästinenser-gleich-islam Artikel, den ich in den vergangenen zwei Wochen in deutscher Sprache, in welchen Medien und von welchen Intellektuellen auch immer, über Palästina/Israel und zur aktuellen Situation (und ihrer Vorgeschichte) gelesen habe. Ich unterschreibe jedes Wort. Tomer Dotan-Dreyfus: Den Namen werde ich mir merken. Dieser Mut, sich zwischen die Stühle zu setzen! Donnerwetter, hätte mein Vater gesagt.

Christoph Fuhrhans, Winterthur

Hamas wurde – gewählt!

„Beten gegen den Generalverdacht“,

taz vom 23. 10. 23

Das Problem der gesamten Situation liegt darin, dass die Hamas 2006 von der eigenen palästinensischen Bevölkerung gewählt wurde. Sie gewannen sogar die Mehrheit der Stimmen. Wir kennen alle die Ideologie, die die Hamas vertritt. Ihr ultimatives Ziel ist es, den Staat Israel zusammen mit seinen Bürgern vollständig auszulöschen.

Antisemitismus wird täglich gepredigt. Selbst junge, unschuldige Kinder wachsen mit solchen hasserfüllten Überzeugungen auf und entwickeln sich zu immer feindlicheren Individuen, die die Menschlichkeit der Juden völlig leugnen. Und wenn es dagegen eine Reaktion gibt, fragt sich die palästinensische Bevölkerung, warum sie nun Opfer israelischer Gegenangriffe ist. Dies fördert systematisch eine Umkehr der Rollen von Täter und Opfer.

Natürlich ist es schrecklich und grausam, was die Menschen auf beiden Seiten jetzt durchmachen. Die Hamas ist jedoch eine militante, brutale Organisation, die Hass sät und Gewalt predigt, unermüdlich nach dem Ende der Israelis ruft. Sie hätten am 7. Oktober 2023 keinen heimtückischen und brutalen Angriff auf unschuldige jüdische Menschen starten sollen. Michael Ayten, Trier

Aufstehen!

Die gesamte deutsche Linke muss gegen den aufflammenden Antisemitismus aufstehen“, wochentaz vom 21. 10. 23

Es muss in unserer aufgeklärten säkularen Gesellschaft möglich sein, dass Menschen auch für die Palästinenser und ihr Anliegen hier in Deutschland auf die Straße gehen. Menschen allerdings, die die Terrororganisation Hamas gut finden und das öffentlich zum Ausdruck bringen, haben hier ihr Bleiberecht verloren.

Aber Demonstrationen dienen der Deeskalation – man nimmt den Druck aus dem Kessel. Sven Jösting, Hamburg

In diesem taz-Leitartikel gelingt Frederik Eikmanns das in Deutschland seltene Kunststück der Gratwanderung zwischen Kritik und Solidarität zur aktuellen Situation in Gaza. Die subtilen, vielleicht sogar unbewussten/verdrängten Vorurteile der Linken gegenüber Juden münden in einem Unbehagen, da diese einen mit Rechten gemein machen: so entstehen verschwurbelt komplizierte Theorien, am Ende bleiben nur diskriminierende Vorurteile. Ich wünsche mir so sehr, dass die nächsten furchtbaren Wochen auf beiden Seiten zu etwas Positivem führen. Jan Albers, München