wider den alltäglichen antisemitismus : ein aufruf der freien akademie der künste in hamburg
: „Nicht die Zeit für künstlerische Selbstgenügsamkeit“

Am 7. Oktober 2023 drangen Terroristen und Mörder der Hamas in Israel ein und massakrierten, folterten, schändeten und vergewaltigten Menschen, in ihren Häusern, beim Frühstück, auf einem Festival beim Feiern und Tanzen.

Israel, der Zufluchtsort für Jüdinnen und Juden seit der Shoah, hatte gar keine andere Wahl, als sich, seine Existenz und sein Existenzrecht zu verteidigen. Dass in ein Dilemma führt, was für Israel unbedingt notwendig ist, sehen und beklagen wir.

Die Hamas hält die Zivilbevölkerung im Gazastreifen als Geisel. Die Hamas wirft Homosexuelle von Hochhausdächern. Die Hamas lässt Lehrer, die in der Schule vom Holocaust sprechen wollen, sofort verhaften und deportieren. Am 7. Oktober zeigte die Hamas der Welt, dass sie sich am IS ein Vorbild nimmt. Wer die Hamas eine Befreiungsbewegung nennt, macht sich zum Komplizen. (...)

Der alltägliche Antisemitismus ist in unserem Land immer vorhanden gewesen, in unterschiedlichsten Formen und Ausprägungen. Es gibt ihn in den christlichen Kirchen und in islamischen Gruppierungen. Es gibt ihn am Stammtisch und im Podcast. Es gibt ihn unter Verschwörungstheoretikern und unter dem Deckmantel der Indifferenz. Es gibt ihn unter narzisstisch Identitären, unter Pseudo-Linken, deren kalte, ideologische Analysen vor Empathielosigkeit klirren. Unter Rechten sowieso. Es gibt ihn in Gestalt des Antiamerikanismus, und auch das ist nicht neu. (...)

Es gibt ihn unter uns. (...)

Wer sich, wie wir, nicht vorstellen mag, dass abermals Jüdinnen und Juden aus Sorge um ihr Leben unser Land verlassen, muss dies jetzt laut bekennen, mit allen Mitteln, über die er verfügt – mit Aufmerksamkeit und Zivilcourage, Takt und Empathie, öffentliche Rede und Begegnungen, um das Repertoire anzudeuten. „Nur wer für die Juden schreit, darf auch gregorianisch singen“, das Diktum von Dietrich Bonhoeffer klingt bestürzend aktuell. Jetzt ist nicht die Zeit für künstlerische Selbstgenügsamkeit.

Verfasst von Wolfgang Hegewald.

Unterzeichnet von: Claus Bantzer, Marieanne Bergmann, Renate Birnstein, Jan Bürger, Christiane Edinger, Reinhold Engberding, Maria Fisahn, Detlef Glanert, Peter M. Hamel, Jens Harzer, Almut Heise, Gert Kähler, Gordon Kampe, Hanjo Kesting, Burghart Klaußner, Babette Koblenz, Dieter Mack, Claus-Steffen Mahnkopff, Klaus Modick, Ernst Nolte, Sabine Peters, Matthias Politycki, Michael Propfe, Hildegard Schmahl, Monique Schwitter, Shan Fan, Farhad Showghi, Sigrid Sigurdsson, Manfred Sihle-Wissel, Peter Sloterdijk, Friedemann von Stockhausen, Jan Störmer, Ellen Sturm, Ruth Thoma, Victoria von Trauttmansdorff, Elisabeth Wagner, Christina Weiß und Ulrich Windfuhr (Stand 2. 11. 2023)