Protest von So­zi­al­ar­bei­te­r*in­nen: Ausgebrannt und unterbezahlt

Über 1.000 So­zi­al­ar­bei­te­r*in­nen demonstrieren in Berlin für bessere Arbeitsbedingungen und machen Druck für die beginnenden Tarifverhandlungen.

Eine Erzieherin geht im Kindergarten mit zwei Kindern über den Flur der Einrichtung.

Dringend gesucht, aber schlecht bezahlt und chronisch überlastet: So­zi­al­ar­bei­te­r*in­nen Foto: Jan-Philipp Strobel/dpa

BERLIN taz | „Sie sagen: kürzen, wir sagen: stürzen“: Immer wieder war diese Parole zu hören, als am Samstagnachmittag gut 1.200 So­zi­al­ar­bei­te­r*in­nen und ihre Un­ter­stüt­ze­r*in­nen vor dem Roten Rathaus eintrafen. An dem milden Herbsttag wollte das Solidaritätsbündnis mit der Demonstration die Beschäftigten bei den Tarifverhandlungen für die öffentlichen Dienste der Länder (TV-L) unterstützen, die jetzt beginnen. Gefordert wurden unter anderem Lohnerhöhungen statt Einmalzahlungen.

„Soziale Arbeit wird in Berlin schon lange nicht mehr bedarfsgerecht finanziert. Der Arbeitsalltag ist wie in so vielen Branchen geprägt von Überlastung, Spardruck, schlechter Bezahlung und Befristung“, beklagte eine langjährige Sozialarbeiterin die Arbeitsbedingungen in der Branche. Andere wiesen zudem auf die Rolle der Sozialarbeit in der Gesellschaft hin.

„Sozialarbeitende leisten eine unverzichtbare Arbeit, indem sie sich um diejenigen kümmern, die vom kapitalistischen System an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden und Unterstützung brauchen“, sagte eine Teilnehmerin. Wenn diese Fachkräfte aufgrund unzureichender Löhne und schwieriger Arbeitsbedingungen nicht in der Lage seien, ihre Arbeit in vollem Umfang zu leisten, „leidet ganz Berlin darunter“, ergänzte sie.

Breit aufgestelltes Bündnis

Sehr zufrieden mit dem Protest zeigte sich Ulrike Eichinger. Die Professorin für Theorie und Praxis der Sozialpädagogik an der Alice-Salomon-Hochschule nannte es „ein historisches Ereignis“, dass sich ein solch breites Spektrum, von Studierenden über Sozialarbeitende bis zu den freien Trägern, in einem Solidaritätsbündnis zusammengefunden hat.

Sie selbst trug eine Weste der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Andere schwenkten Fahnen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Auch die Sektion Gesundheit und Arbeit der Basisgewerkschaft Freie Arbeiter Union (FAU) war mit einem großen Transparent auf der Demonstration vertreten. In dem Sektor habe die Berliner FAU mittlerweile drei Betriebsgruppen sagte ein Gewerkschaftsmitglied.

Der Sozialarbeiter Marc Seilheimer, der sich seit Beginn im Bündnis engagiert, kündigte unterdessen an, die Tarifverhandlungen weiter mit Solidaritätsaktionen zu begleiten. Er ist Mitglied der Initiative „Hände weg vom Wedding“, die vor einem Jahr den „Solidaritätstreff Soziale Arbeit“ initiiert hat, der sich regelmäßig im Kiezhaus Agnes Reinhold in Wedding trifft.

Von diesem Sozialarbeiter*innen-Stammtisch ging dann auch der Impuls für die Demonstration am Samstag aus. Schon im Vorfeld hatte Seilheimer zur taz gesagt: „Wenn wir was ändern wollen, müssen wir uns vernetzen und zusammentun.“

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