NATALIE TENBERG DER WOCHENENDKRIMI
: Die Schuld vom Lande

Kommissar von Meuffels (Matthias Brandt) betritt den verlassenen Festsaal des Gasthaus Maurer und fragt die Einzigen, die noch hier sitzen, nach einem Verdächtigen. Die unverständliche, weil arg mundartliche Antwort des einen Anwesenden übersetzt der andere: „Xaver Edlinger/mitgenommen/München.“ Damit fasst er das auslösende Moment dieses „Polizeirufs 110“ (Buch: Stefan Kolditz; Regie: Hans Steinbichler) zusammen. Vor zwölf Jahren erschlug jemand in dem kleinen Alpendorf den jungen „Doni“ mit einer Bierflasche. Altersgenosse Edlinger (Daniel Christensen) wurde der Tat verdächtigt, vor Gericht aber freigesprochen, den Weg zurück in die Gemeinschaft hat er jedoch nie geschafft. Seine Verlobung mit der Bäuerin Kati (Barbara Bauer) soll eine Wende sein. Prächtig herausgeputzt feiert das Dorf auch ein wenig Versöhnung.

Blöd nur, dass Katis Schwester Anna (Anna Maria Sturm) in München lebt, Assistentin von Meuffels ist, den Fall wieder aufrollt und bewiesen sieht: Der Xaver war der Mörder. Sie macht sich auf den Weg, die Kamera folgt ihrem Gang ins Gasthaus, fängt die Verzweiflung ein, folgt Anna durch den Flur, den Saal und zu ihrer Familie. Anna will die Hochzeit verhindern, verhaftet den Verlobten. Weil Edlinger nicht noch einmal wegen des gleichen Verbrechens verurteilt werden kann, bringt von Meuffels ihn ins Dorf zurück, wo die Nachbarn ihm gefährlich werden. Mit den wenigen Worten, die sie für Emotionen haben, sagen sich Edlinger und Kati, was es zu sagen gibt. Wie überhaupt niemand in diesem Dorf sprechen kann, sondern entweder schweigt oder schreit.

Brandt macht sich schlank zwischen dem grandios in Glück wie Verzweiflung dargestellten Paar und allen anderen tragischen Figuren. Fast könnte man vergessen, dass es nicht allein ein sehenswerter, moderner Heimatfilm ist, der hier läuft, sondern ein Krimi. Ein ziemlich guter sogar.

München-Polizeiruf 110: „Schuld“, So., 20.15 Uhr, ARD