Auszeichnung für Deutsch-Tschechin: Die Vermittlerin

Die Bremer Journalistin Libuše Černá engagiert sich für das Zusammenleben der Kulturen. Dafür wird sie vom tschechischen Außenminister ausgezeichnet.

Porträtfoto von Libuse Cerna

Die gebürtige Tschechin Libuše Černá setzt sich seit 1977 für das Zusammen­leben der Kulturen ein Foto: Privat

BREMEN taz | Auszeichnungen für ihr ehrenamtliches Engagement um das Zusammenleben der Kulturen hat die Bremer Radio-Journalistin Libuše Černá schon einige erhalten, darunter das Bundesverdienstkreuz am Bande und die Medaille „Artis Bohemiae Amicis“, die höchste Auszeichnung des tschechischen Staates für kulturelle Leistungen.

Dass sie am Freitag in ihrer Geburtsstadt Prag vom tschechischen Außenminister für ihre diplomatischen Verdienste ausgezeichnet wird – wie vor ihr die ehemalige US-Außenministerin Madeleine Albright oder deren deutscher Kollege Klaus Kinkel –, findet Libuše Černá „ein bisschen lustig“. Sie halte sich nicht für besonders diplomatisch, sagt die 1953 Geborene: „Ich bin sehr direkt und verberge meine Haltung nicht.“

Würde ihr allerdings jegliches diplomatische Geschick – also die Fähigkeit, verschiedene Interessen zu verhandeln – abgehen, dann hätte sie kaum zwölf Jahre lang bis 2021 dem Bremer Rat für Integration vorsitzen können, einem 32-köpfigen, vom Bremer Senat eingesetzten Gremium. Und auch kaum erfolgreich ein seit 2007 bestehendes internationales Literaturfestival gründen und leiten können: das „globale: Festival für grenzüberschreitende Literatur“.

Das, sagt Libuše Černá, liege doch eher daran, dass sie mit Menschen auf Augenhöhe rede. Das ist spürbar im Kontakt mit ihr. Sie nimmt Menschen ernst und hat nie die Erfahrungen vergessen, die sie als Migrantin in Deutschland gemacht hat. 1977 wanderte sie aus, nachdem sie ihren deutschen Mann geheiratet hatte, einen bildenden Künstler und Galeristen.

Bereichernde Migration

Kennengelernt hatte sie ihn ein Jahr zuvor in der Nähe von Frankfurt. „Ich war zwar privilegiert“, sagt sie, gerade gegenüber den Gast­ar­bei­te­r:in­nen aus der Türkei und Italien, aber auch sie hätten die Erfahrungen, die sie mit deutschen Ausländerbehörden machte, sehr geprägt. „Das war erniedrigend.“

Als diskriminierend habe sie auch den defizitären Blick auf Migration erlebt, was den Ausschlag gegeben hatte, das Literaturfestival zu gründen. Sie wollte zeigen, wie Migration Deutschland bereichere.

Die Kontakte nach Tschechien hatte sie immer aufrechterhalten, weil ihre Familie dort noch lebte, aber auch zu tschechischen Schriftsteller:innen. Ab Mitte der 80er-Jahre bis 1989 sei sie allerdings nicht mehr nach Prag gereist, weil sie die politische Lage nicht mehr ertragen habe. Dazu passt, dass ihr der Preis an einem Feiertag verliehen wird: Der 17. November 1989 gilt als Beginn der samtenen Revolution in Tschechien.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.