Nur Büros und keine Wohnung

Auf einer Demonstration prangert die Initiative „Wem gehört der Laskerkiez?“ die unsoziale Baupolitik an

Von Peter Nowak

Rund 70 Personen haben sich am Samstagabend vor der Laskerwiese im Süden von Friedrichshain versammelt, viele von ihnen halten Lampions oder Laternen in den Händen. Doch schnell stellt sich heraus, dass es in Wirklichkeit ein sehr politisches Anliegen ist, das die Menschen an diesem dunklen Dezemberabend auf die Straße treibt. „Überall Büros – nirgends sozialer Raum“ lautet das Motto auf dem Leittransparent. Es handelt sich um eine Demonstration, zu der die Initiative „Wem gehört der Laskerkiez?“ aufgerufen hat.

„In unserem Kiez sind in der letzten Zeit mehrere Neubauten entstanden. Aber es gibt immer nur weitere Büros und keine Sozialwohnungen“, sagt ein Bewohner des Laskerkiezes – wie die Gegend östlich des S- und Regionalbahnhofs Ostkreuz genannt wird – ins Mikrofon. Er verweist auf den Ostkreuzcampus des Kölner Immobilienkonzerns Pandion, der in den letzten Monaten zu viel Protesten im Kiez geführt hat: „Pandion rühmt sich selber, Stadtteile zu reparieren, dabei zerstört er bei uns gewachsene Strukturen“, sagt eine aufgebrachte Mieterin.

Auf dem Weg der Gruppe durch den Kiez wird auf weitere Nobelneubauten ebenso verwiesen wie auf leere Ladenräume in der Corinthstraße. „Hier musste vor einigen Monaten ein Spätkauf zumachen, der ein Treffpunkt für die Nachbarschaft war“, schallt es aus dem Lautsprecher. „Nach der Schließung des Späti haben Nach­ba­r*in­nen eine Kiezbank gebaut und sich noch einige Wochen regelmäßig vor dem Laden getroffen“, berichtet eine Bewohnerin.

Die Demonstration wird auch von vielen Laskerkiez-Bewohner*innen freundlich begrüßt: Manche stehen auf Balkonen und winken, andere zünden Wunderkerzen an. „Es gab in der letzten Zeit viel Unmut über die Neubauprojekte im Kiez“, sagt Timo Steinke von „Wem gehört der Laskerkiez?“ der taz. „Mit der Demonstration wollen wir noch einmal deutlich machen, dass wir unseren Widerstand fortsetzen werden.“ Die Stadtteilinitiative hat die Proteste der vergangenen Monate wesentlich initiiert.

Auch Erfreuliches

Aber auch über ein paar erfreuliche Entwicklungen wird an diesem Abend berichtet. So hat der Kulturstandort Zukunft Ostkreuz nach langem Kampf endlich ein neues Domizil in der Nachbarschaft gefunden. Ein Mitarbeiter bedankt sich für die große Unterstützung im Stadtteil.

Großer Applaus kommt schließlich auf, als bekannt gegeben wird, dass der Immobilienkonzern Trockland, der im Laskerkiez eigentlich ein Hochhaus errichten wollte, sich mittlerweile von dem Projekt zurückgezogen hat. Eine Vertreterin der Initiative „Berlin versus Amazon“ kann darin immerhin einen Hoffnungsschimmer erkennen. Und nicht zuletzt steht auch der Amazon-Tower an der Warschauer Brücke noch leer. Ein Redner fordert, dass dort Obdachlose einziehen sollten, die sonst im Winter auf der Straße nächtigen müssten.