Nach Huthi-Angriffen im Roten Meer: Drohen Folgen für den Weltmarkt?

Die jemenitische Huthi-Miliz setzt ihre Attacken auf Frachter fort. Die Handelsschifffahrt zeigt sich besorgt, Reedereien meiden das Rote Meer.

Kämpfer der Huthi-Miliz mit Flaggen.

Auf der Seite der Palästinenser: Huthi-Kämpfer bei einer Parade in Sanaa (Jemen) Foto: Khaled Abdullah/reuters

BERLIN taz | Der Gazakrieg hat zunehmend Folgen für die internationale Schifffahrt: Immer mehr große Reedereien meiden den für den Welthandel wichtigen Weg durch das Rote Meer, der Asien mit Europa verbindet.

Hintergrund sind anhaltende Raketen- und Drohnenangriffe auf Frachter vor der Küste des Jemen. Verantwortlich für die Attacken ist die jemenitische Huthi-Miliz, die weite Teile des Landes kontrolliert und eigenen Aussagen zufolge aus Solidarität mit den Palästinensern im Gazastreifen alle Schiffe zum Ziel erklärt hat, denen sie Verbindungen zu Israel nachsagt.

Nachdem bereits die großen Reedereien Maersk­ und Hapag-Lloyd ihre Transporte durch das Rote Meer ausgesetzt hatten, gab am Wochenende auch MSC, die größte Container-Reederei der Welt, bekannt, die Route zu meiden. Am Vortag waren die Containerfrachter „Al Jasrah“ von Hapag-Lloyd und die „MSC Palatium III“ bei Angriffen beschädigt worden. Die Hapag-Lloyd hat ihren Sitz in Hamburg.

Am Samstag folgten die nächsten Angriffsversuche: Die USA und Großbritannien gaben an, insgesamt 15 Kampfdrohnen abgewehrt zu haben. 14 davon habe ein Zerstörer der US-Marine abgeschossen, der in der Region ist. Laut US-Militär waren die Drohnen aus einem von den Huthis kontrollierten Gebiet im Jemen gestartet worden.

„Eklatanter Verstoß gegen das Völkerrecht“

Eine weitere mutmaßliche Kampfdrohne sei von einem britischen Kampfschiff abgeschossen worden, das kürzlich im Roten Meer angekommen sei, um „die Bemühungen um die Aufrechterhaltung der Sicherheit im Seeverkehr“ zu unterstützen, wie der britische Verteidigungsminister Grant Shapps mitteilte.

Die militant-islamistische Huthi-Miliz hat mit Angriffen auf alle Schiffe gedroht, bei denen sie einen Bezug zu Israel sieht. Dies kann der Besitzer des Schiffes, die Reederei, die Crew oder auch ein israelischer Hafen sein, in den ein Schiff einlaufen soll.

Im November entführten Huthi-Kämpfer den Autofrachter „Galaxy Leader“. Anfang des Monats griffen die Huthis, die militärisch maßgeblich vom iranischen Regime unterstützt werden, drei Handelsschiffe und auch ein US-Kriegsschiff an.

Die Reederei MSC will den Weg durch das Rote Meer nun meiden, bis die Route wieder sicher ist. Hapag-Lloyd hat vorerst eine Um­gehung der Route nur bis Montag angekündigt. Sollten die Angriffe jedoch anhalten, wonach es derzeit aussieht, erwartet die Reederei einem Sprecher zufolge „große Auswirkungen auf die Schifffahrt“.

Durch das Rote Meer, das im Norden an den Suezkanal grenzt und im Süden in der Meerenge Bab al-Mandeb zwischen dem Jemen und Dschibuti endet, werden zwölf Prozent des Welthandels abgewickelt. Eine Blockade der Route – wie schon 2021 durch ein feststeckendes Schiff im Suezkanal – kann insbesondere deshalb Auswirkungen auf Preise weltweit haben, weil die Alternativroute um den afrikanischen Kontinent herum deutlich länger ist.

„Einige Unternehmen haben bereits das Kap der Guten Hoffnung umfahren, um den Angriffen der Huthis auszuweichen“, teilte die International Champer of Shipping mit. „Die Industrie ist äußerst besorgt über diese Angriffe auf die Schifffahrt und erwägt dem Vernehmen nach zusätzliche Maßnahmen, die dazu führen könnten, dass weitere Schiffe auf diese Route ausweichen, was weitere Auswirkungen auf den Handel haben könnte.“

Die Angriffe seien ein „eklatanter Verstoß gegen das Völkerrecht“ und brächten das Leben unschuldiger Seeleute in Gefahr.

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