Kommunikative Hürden: Nein sagen leicht gemacht

Oft fällt es schwer, Verabredungen abzusagen, selbst wenn sie im vollen Alltag zu viel wären. Eine neue Studie zeigt, was helfen kann.

Ja-nein mit rotem Hebel

Lernen, den Hebel umzulegen Foto: Yay/imago

Ein Riesenprojekt, eine Einladung zu einem Festival und dann sagt noch ein Freund, dass er beim Umzug Hilfe braucht. Eigentlich ist alles sowieso schon viel zu viel, doch nein zu sagen fällt unglaublich schwer, besonders den Harmoniesüchtigen unter uns. Denn da ist immer die Angst, wie das Gegenüber wohl auf ein Nein reagieren wird. Wütend? Enttäuscht? Unglücklich? Ein amerikanisches Forscherinnenteam stellte sich die Frage, wie es Menschen leichter fallen könnte, nein zu sagen.

Die Forscherinnen wollten wissen, unter welchen Umständen Menschen so antworten, wie sie sich fühlen und nicht etwa unter Druck erst zusagen, um später wieder abzusagen. Die Idee der Forscherinnen: Menschen fiele das Neinsagen leichter, wenn sie direkt gesagt bekommen, wie sie das Nein am besten formulieren können. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie jetzt in der Zeitschrift Nature.

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Für die Untersuchung luden die Forscherinnen der Cornell University mehr als 500 Studierende ein. Zu Beginn baten sie die Studierenden, ihr Smartphone zu entsichern. Dann wurden sie gefragt, ob sie es an die Forscherinnen übergeben wollen, ohne dass sie weitere Informationen erhielten, was damit passiert und ob ihre Daten geschützt seien. Der ersten Hälfte der Studierenden sagten die Forscherinnen, dass sie zu der Bitte auch nein sagen dürfen. Die andere Hälfte bekam zusätzlich die Information, dass sie für ihr Nein die Worte „Lieber nicht“ oder „Nein, danke“ verwenden können. Dann sollten die Studierenden entscheiden, ob sie ihr Smartphone abgeben – oder nicht. Im Anschluss an das Experiment füllten die Studierenden einen Fragebogen aus und sollten auf einer Skala von 1 bis 7 einschätzen, wie frei sie sich bei ihrer Wahl fühlten.

Das Ergebnis: Die Studierenden, die eine genaue Formulierung angeboten bekamen, empfanden ihre Entscheidung als ver­hältnismäßig frei. Die Studierenden der ersten Gruppe hingegen fühlten sich durch die Art der Frage bedrängt und beurteilten ihre Entscheidung als weniger frei. Interessant: Die Studierenden beider Gruppen waren zum Großteil bereit, ihr Smartphone zu entsichern und abzugeben. Wie die Frage gestellt wurde, beeinflusste ihre Entscheidung also kaum. Es hatte aber einen Effekt darauf, wie die ­Studierenden ihre Entscheidung wahrnahmen.

Es sind nur zwei, drei Wörter mehr, doch laut den Forscherinnen haben sie eine große Wirkung. Bei einer Bitte zu ergänzen, in welchen Worten eine Person absagen könnte, verbessere die Kommunikation erheblich. Das ist zentral, für das Arbeitsklima in Unternehmen, in Partnerschaften, Freundschaften, Familien, überall, wo sich Menschen begegnen. Nein zu sagen, wird weiterhin eine Herausforderung bleiben, doch mit der Anregung der ­Forscherinnen könnte es für Harmoniesüchtige und alle anderen ein wenig angenehmer werden.

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