Fußballerin Juliane Wirtz: Ein Glücksgriff für Werder Bremen

Juliane Wirtz machte mit ihrem Wechsel nach Bremen scheinbar einen Schritt zurück – richtig, wie sie beim 2:1 gegen ihren Ex-Club Leverkusen zeigte.

Eine Frau mit Pferdeschwanz in grünem Trikot

Will als Mensch gesehen werden, nicht nur als Fußballerin: Juliane Wirtz Foto: foto2press/Imago

BREMEN taz | Wenn in den vergangenen Jahren eine junge,hoch talentierte Werder-Spielerin sagte, es sei Zeit für eine neue Herausforderung, waren es meist die Abschiedsworte. Juliane Wirtz sagte sie im letzten Sommer zur Begrüßung. Das überraschte um so mehr, da sie von Bayer Leverkusen kam, einem finanzstärkeren und damals besser platzierten Club.

Mit ihr und fünf weiteren Neuzugängen scheint Werder den ersehnten Sprung vom Abstiegskandidaten ins komfortable Mittelfeld der Bundesliga zu schaffen. Ein weiterer Schritt dahin war der 2:1-Sieg gegen Wirtz’ Ex-Club am Freitagabend, mit dem die Bremerinnen an den Leverkusenerinnen auf Platz sechs vorbeizogen – nur einen Punkt von Platz vier entfernt.

Das Spiel vor fast tausend Zu­schaue­r:in­nen auf dem zugigen Platz 11 zeigte deutlich, wie sich das Team von Trainer Thomas Horsch weiterentwickelt hat. Nicht nur zweikampfstark, sondern jederzeit um eine spielerische Lösung bemüht, dominierte es über weite Strecken die Gegnerinnen und ließ sich auch durch den unglücklichen Rückstand in der ersten Halbzeit nur kurzzeitig aus dem Konzept bringen. Durch zwei späte Tore erzwangen sie den verdienten Sieg.

Juliane Wirtz war dabei nicht die auffälligste Spielerin, aber eine der wichtigsten. Auf ihrer Position im defensiven Mittelfeld scannt sie permanent die Raumaufteilung und sorgt mit ihren Bewegungen ohne Ball für die nötige Balance. Das offensive Werder-Spiel mit hochstehenden Schienenspielerinnen braucht eine spielintelligente Sechserin, die für eine stabile Grundordnung sorgt.

Seltene Vorstöße

„Sie tut der Mannschaft gut, sie tut dem Verein gut und sie tut unserem System gut“, sagte Werders Frauen-Abteilungsleiterin Birte Brüggemann der taz.

Mit dem Ball sucht Wirtz meist den schnörkellosen Pass, der den neuen Angriff effektiv einleitet. Vorstöße über die Mittellinie sind eher selten – möglicherweise ist das einer der Punkte, die Brüggemann meint, wenn sie sagt, die 22-Jährige habe auch noch „Luft nach oben“.

Bei ihrem einzigen Vorstoß zeigte Wirtz, wie wichtig eine Spielerin für einen Torerfolg sein kann, ohne überhaupt den Ball zu berühren. Erst provozierte sie durch energisches Nachsetzen an der Torauslinie einen Eckball, dann lief sie nach hinten und beorderte Abwehrchefin Michaela Brandenburg in den Strafraum. Kurz darauf gab es erneut Eckball und Brandenburg gehörte zu der Spielerinnen-Traube, die das Eigentor zum Ausgleich erzwang.

Eine Fußball-Familie

Sich in einem wuseligen System zurechtzufinden, hat Wirtz in einem Haushalt mit zehn Kindern womöglich früh gelernt. Ihr erster Fußballtrainer war ihr Vater und der brachte ihr bei Grün-Weiß Brauweiler so viel bei, dass sie mit zehn Jahren in die Jugend des 1. FC Köln wechselte. Von dort ging es als 17-Jährige zu Bayer Leverkusen weiter, wo sie laut Bayer-Manager Thomas Eichin „die positive Entwicklung der Bayer-04-Frauen in den vergangenen Jahren entscheidend mitgeprägt hat“.

Bei Werder könnte Wirtz zentraler Baustein einer ähnlichen Entwicklung und außerdem zur A-Nationalspielerin werden. Noch wichtiger ist ihr allerdings etwas anderes: „Ich glaube, dass ich dann doch mehr Wert darauf lege, wie Menschen mich vom Menschlichen, Persönlichen her sehen als vom Fußballerischen.“

Ach ja, damit hier nicht gänzlich unter den Tisch fällt, was sonst immer ganz oben steht: Julianes kleiner Bruder Florian spielt auch Fußball, beim Bundesliga-Spitzenreiter Bayer Leverkusen, und gilt mit seinen 20 Jahren als eines der größten offensiven Talente in ganz Europa.

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