wortwechsel
: Sind wir jetzt endgültig zu
„UN-Menschen“ geworden?

Israels Krieg in Gaza – nur Selbstverteidigung? Terrorverdacht bei12 UNRWA-Mitarbeitern – alle 12.000 UNRWA-HelferInnen Terroristen? Ist die Weltpolitik wahnsinnig geworden?

Rafah, Gazastreifen, 5. Februar: Palästinensische Kinder warten an einer Essensausgabe. Eine Hungersnot droht; es gibt viel zu wenig Nahrungsmittel   Foto: Ibraheem Abu Mustafa/reuters

„Palästinenserhilfswerk und 7. Oktober: Eine Auflösung wäre töricht. Die Terror-Vorwürfe gegen die UNRWA müssen aufgeklärt werden. Die UN-Flüchtlingshilfe leistet aber wichtige Arbeit und sollte bestehen bleiben“, taz vom 29. 1. 24

Die Helfer im Visier

Was weder im Artikel auftaucht noch in den (bisher veröffentlichten) Leserbriefen: Was genau sind denn die vorgelegten Beweise für die Vorwürfe? Wenn die UNRWA die Beschuldigten sofort entlässt, muss es doch was sehr Überzeugendes sein, ansonsten wäre der korrekte Weg doch erst mal eine Suspendierung, dann die Untersuchung und danach erst eine Entlassung, nicht wahr?

Dass sich Israel und die Hamas gegenseitig hassen, ist ja bekannt – und dass Israel die UNRWA auch hasst, sollte genauso bekannt sein – von daher ist ein sofortiges Eingehen der UNRWA auf israelische Beschwerden schon etwas irritierend!

WBD-399 auf taz.de

Rund 11.000 Mitarbeiter hat die Organisation UNRWA. Davon kollaborierten vermeintlich 12 mit der Hamas. Das sind rund 0,11 Prozent. Und wegen dieser ideologisch verwirrten Mittäter stoppen wir die Auszahlung von Hilfsgeldern für die Versorgung von Hunderttausenden Flüchtlingen und Hilfsbedürftigen? Noch „doppelmoraliger“ geht es kaum.

Trabantus auf taz.de

Die UNRWA ist nur ein Aspekt der seit 1948 ungelösten Frage der Palästinenser.

UNWRA wurde von der UNO geschaffen, um ihr mulmiges Gefühl nach der Nakba (arabisch: Katastrophe) zu beruhigen, war es doch die UNO, welche die Vertreibung durch den Teilungsplan legitimiert hatte.

Aber die Besatzung seit 1967 hat eine Normalisierung des Lebens der Palästinenser unmöglich gemacht.

Deutschfranzose auf taz.de

Palästina und die UNO

„Warum muss es überhaupt für die Palästinenser eine eigene UN-Organisation geben?“ Wahrscheinlich, weil die UNRWA 1949 gegründet wurde, das UNHCR erst 1950. Beide hatten ursprünglich nur ein Mandat für 3 Jahre. Socrates auf taz.de

Ich kenne keine einzige Organisation dieser Größe (die UNRWA hat circa 12.000 Mitarbeiter), in der es nicht zu Problemen mit einzelnen Mitarbeitern kommt.

Ab einer gewissen Größe ist es schlicht nicht möglich, totale Kontrolle auszuüben, ohne alle Strukturen zu lähmen. Deshalb ist es ja so wichtig, Vorfälle akkurat aufzuarbeiten und Maßnahmen zu ergreifen, die möglichst eindämmend wirken. Was in diesem Fall vorbildlich gemacht wird.

Sieht man sich im Vergleich an, wie Deutschland seine eigenen Fehler aufarbeitet, muss man sich schon Fragen, ob es angemessen ist, dass ausgerechnet deutsche Politiker hier zu großen Moralaposteln werden.

Mein Eindruck ist, dass bei NGOs im Allgemeinen der Eindruck zurückbleibt, zukünftig – analog zu Regierungen – Vorfälle zu vertuschen. Stubi auf taz.de

„Harsche Kritik an UNRWA-Arbeit: There is no „no alternative“. Wenn das Ende des UNRWA-Mandats gefordert wird, heißt es oft, es gebe keine Alternative zum Hilfswerk für Geflüchtete. Autor Florian Markl sieht das anders“,

taz vom 2.2.24

Krieg sprengt alle Regeln

Bei allem Respekt und Anerkennung dafür, auch berechtigte Kritik an der UNRWA zu äußern, hier wäre aber auch eine andere, von Markl abweichende Meinung als Gegenrede geboten gewesen. Angesichts des rechtskonservativen Umfelds, in dem Markl sich bewegt.

Weissichs auf taz.de

Ich denke, solange der aktuelle Krieg nicht beendet ist, lenken Gedankenspiele über eine Auflösung der UNRWA nur vom aktuellen Geschehen ab. Im Zuge von Verhandlungen über eine dauerhafte Lösung des Israel/Palästina-Konflikts mag es durchaus hilfreich und geboten sein, die Organisation der Flüchtlingsunterstützung neu zu ordnen. In der aktuellen Situation dient diese Debatte lediglich der rechtskonservativen israelischen Regierung als willkommene Ablenkung.

Bürger L. auf taz.de

Kritik an Israel: Sprachlose Weitergabe. Ist Kritik an Israel wegen der Täterschuld nicht möglich?“, taz vom 30. 1. 24

Wahnsinn triumphiert?

Laut Aussage des ehemaligen Direktors von Human Rights Watch, Kenneth Roth, legt UNRWA der israelischen Regierung jährlich seine Mitarbeiterliste vor, da die Organisation eine allumfassende Überprüfung aufgrund fehlender Kapazitäten nicht vornehmen kann. Schließlich verfügt die Organisation über keinen Geheimdienst wie der Staat. Wer hat versagt? Winfried Loy, Oldenburg

Bei den Aussagen des Herrn Probst handelt es sich m. E. um die übliche israelische Propaganda. Der israelische Friedensaktivist Uri Avnery schrieb zur Entstehung der Hamas: „Es ist eine Ironie des Schicksals (oder ein Triumph des Wahnsinns), dass Hamas in der Tat mit Hilfe von Israel selbst erschaffen wurde. Genauso wie die Amerikaner die al-Qaida von Osama Bin Laden erschaffen haben, um gegen die Sowjetarmee in Afghanistan zu kämpfen, unterstützte Israel die islamische Bewegung in den besetzten Gebieten als Gegengewicht zur PLO.“

Siegfried Ullmann, Alfter

Es formiert sich eine große Oppositionsbewegung in Israel gegen die Regierung, die einen Waffenstillstand und Verhandlungen über die Freilassung von Geiseln verlangt. Warum machen Sie nicht eine Ausnahme zu der einseitigen Berichterstattung hierzulande zugunsten der israelischen Regierung? Bitte berichten Sie mehr über die Opposition in Israel. Noor Hussain, München

Ich bitte um Berichterstattung über den weltweit wachsenden Unmut bei den Staatsbeamten, die die Kriegsverbrechen Israels nicht mehr mittragen wollen. Adam Jaromir Opyrchal