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: „Die Liebe ist auf dem Rückzug“

Compagnia Bellanda erprobt öffentlich die Liebe in der Eisfabrik

Interview Clara Dünkler

taz: Herr Piontek, das Stück handelt von Liebe, ist das Thema noch reizvoll?

Wolfgang A. Piontek: Ja, durchaus. Wir müssen uns fragen, warum es so viele Kriege und Konflikte gibt. Man merkt: Die Liebe ist auf dem Rückzug. Das Stück ist ein Plädoyer für die Liebe, das kann man nicht oft genug sagen.

2023 hat Compagnia Bellanda Symposio schon einmal aufgeführt. Zufrieden waren sie nicht. Was hat gefehlt?

Foto: privat

Wolfgang A. Piontek,Jahrgang 1955, Gründer der Commedia Futura, unterstützt „Symposio“ als Dramaturg.

Das Stück fühlte sich für die beiden noch nicht fertig an. Sie waren neugierig und wollten neue Impulse finden. Die alte Version war ein kompaktes Duo, das durchgetanzt wurde. Es fehlte an Rhythmuswechseln, Kontrast und die Figuren waren noch nicht ausgearbeitet. Jetzt gibt es eine weitere Person, einen Erzähler. Auch Videos kamen hinzu. Diese Version hat Tanztheater Aspekte bis hin zu schauspielerischen Momenten. Das Stück ist in die Geschichte von Platons Kugelmenschen eingebettet. Es geht um Liebe, aber auch um Alltag, ums Scheitern und die Suche nach einer Verbindung mit einem anderen Menschen.

Ist es üblich, dass Künst­le­r:in­nen noch einmal eingeladen werden, um an der Ausarbeitung ihres Stückes zu arbeiten?

Wie diese Zusammenarbeit zustande kam, ist ungewöhnlich. Da Compagnia Bellanda unzufrieden mit der letzten Version ihres Stückes war, boten mein Bruder Peter Piontek und ich ihnen an, Symposio als Artists in Residence in der Eisfabrik weiterzuentwickeln. Wir unterstützen gerne vor allem junge Künstler und Künstlerinnen. Seit zwei Wochen arbeiten wir gemeinsam an der neuen Version. Das Residency Programm an sich gibt es schon seit mehreren Jahren – das Einzige in Niedersachsen.

Tanztheater „Symposio“ von Compagnia Bellanda, Monfalcone, Offene Probe, 14. 2., 18 Uhr, Showing 16. 2. 20 Uhr, Commedia Futura – Theater in der Eisfabrik, Seilerstr. 15 f, Hannover

Kann die Reaktion des Publikums bei einer offenen Probe noch etwas am finalen Stück verändern?

Das Publikum inspiriert immer. Es gibt eine ganz andere Intensität. Hier ist entscheidend, dass das Duo darauf achtet, wie die Leute auf die Neuerungen reagieren. Wird das transportiert, was man sich erhofft hat? Durch Publikum wird sich nicht das Stück ändern, aber vielleicht der Ausdruck. Es gibt immer auch Momente, in denen Tänzer und Tänzerinnen improvisieren können. Die offene Probe ist ein besonderer Anreiz für das junge Publikum, Tanz live zu erleben. Wir wollen Prozesse im Theater transparenter machen. Nicht nur das Endergebnis zeigen, sondern auch den Weg dorthin.