Schönkalt hier

Schwimmen ist gesund. Und Gesundes lässt sich auch im Winter machen. Mit Eisbaden liegt man dabei voll im Trend

Als sportliche Challenge, aus gesundheitlichen Gründen, als Meditation oder einfach aus Spaß: Eisbaden

Martin, 43 Jahre, Heim­stettenersee bei MünchenMartin begann vor fünf Jahren mit dem Eisbaden, als er zufällig ein Foto des Schauspielers Jean-Claude van Damme sah, in einer Badewanne voller Eiswürfel liegend. Also stieg er bei sich zu Hause in die kalte Wanne, um zu trainieren. Im Februar 2019 ist er dann das erste Mal im Ammersee schwimmen gegangen. „Es war ein super Gefühl, wie tausend Nadelstiche!“ Mittlerweile ist er so geübt, dass er bei den Eisbade-Aktionen der Gruppe Ice Queen & Kings stets das Eisloch mit der Axt hackt. Dafür ist er schon mal 20 Minuten im Wasser. „Die Stimmung ist immer sehr ausgelassen. Es macht einfach Spaß in der Gruppe.“ Eisbaden ist für Martin auch eine Art Reset und Ausgleich zu seiner Arbeit als Malermeister und der negativen Nachrichtenlage derzeit. „Außerdem bin ich seitdem nie mehr krank oder erkältet gewesen.“

Eisbaderinnen in der Isar in MünchenRegelmäßig treffen sich motivierte Eis­schwim­me­r*in­nen von der Gruppe Alpines Eisbaden an der Reichenbachbrücke in München zum gemeinsamen Eis-Dipping in der Isar. Nach einigen Atem- und Aufwärmübungen bleiben sie bis zu fünf Minuten im kalten Wasser. Einige Teilnehmende sind schon geübt, für manche ist es das erste Mal. In der Gemeinschaft fällt ihnen die Überwindung leichter.

Aus München Amelie Sachs

Isabella, 42 Jahre, bei sich auf dem Balkon in MünchenIsabella begann sich nach einer Prädiabetesdiagnose für alles rund um das Thema Biohacking und Low-Carb-Ernährung zu interessieren. Dabei stieß sie schnell auf das Eisbaden. Das helfe ihr dabei, den Insulinspiegel zu stabilisieren, und minimiere Entzündungen im Körper. Es wirke sich zudem positiv auf das Immunsystem aus und trage zur guten Laune bei. Aus Zeitgründen hat sich Isabella eine Eistonne für den Balkon gekauft, auch wenn das gemeinsame Eisbaden in der freien Natur ein ganz besonderes Erlebnis ist. „Ich habe wieder prima Werte!“

Lars, 49 Jahre, TegernseeDas erste Mal ins kalte Wasser springt Lars bei den Weltmeisterschaften im Eisschwimmen im Januar 2017. Zwei 50-Meter-Strecken: einmal Brust, einmal Kraulen. Seitdem hat er Blut geleckt und Eisschwimmen zu seiner Sportart gemacht. Diese besondere Disziplin hat ihn mittlerweile in die verschiedensten Länder gebracht: Von Argentinien über Finnland, Russland bis nach China. „Die Menschen, die man dort bei den Wettkämpfen kennenlernt, machen den Sport zu einer großen Schwimmerfamilie.“ Lars trainiert mehrmals die Woche. Mit seinem Saunazelt, in dem er sich zwischen den Trainingseinheiten aufwärmt, ist er ein gern gesehener Gast. „Es bringt Leute zusammen, die sonst vielleicht nicht bei den eisigen Temperaturen ins Wasser gehen würden.“

Susa, 45 Jahre, Isar in MünchenSeit etwa drei Jahren geht Susa regelmäßig Eisbaden und bleibt dabei bis zu 15 Minuten im kalten Wasser. Die Opernsängerin verbindet das Baden immer mit Hundespaziergängen. „Es macht glücklich, wach, klar, lebendig, ruhig, ausgeglichen, widerstandsfähiger – sowohl psychisch als auch physisch. Man möchte einfach nicht aufhören!“ Durch das Eisbaden, sagt Susa, friere sie in der kalten Jahreszeit nicht mehr und fühle sich weniger müde und erschöpft. „Ich freue mich eigentlich fast mehr auf den Herbst und Winter als auf den Sommer. Da ist es mir definitiv zu heiß!“

Sei es, weil die sportliche Challenge gesucht wird, oder aus gesundheitlichen Gründen, als Meditation oder einfach aus Spaß: Hinter der Trendportart Eisbaden können unterschiedliche Beweggründe stehen. In München gibt es eine große Community mit über 500 Menschen, die sich regelmäßig im Englischen Garten am Eisbach, an der Isar oder den zahlreichen Seen in und um München zum gemeinsamen Winterschwimmen treffen. Die Münchner Fotografin Amelie Sachs wollte sich gerne ein eigenes Bild von dem gegenwärtigen Hype rund ums Eisbaden machen und ist mit einigen Eisschwimmern ins kalte Wasser gestiegen.