Mutiggegenrechts

Der Rechtsruck war schon lange spürbar, aber erst die Correctiv-Recherche bewegt die Massen zum Protest. Sie zeigt: Wir brauchen einen unabhängigen und mutigen Journalismus

die Proteste gegen rechts sind für viele ein Signal, dass noch nicht alles verloren ist. Ein Aufatmen. Sie sind ein Leuchtturm, der sich hoffentlich zu einem Lichtermeer entwickelt. Mut und Hoffnung mussten wir wieder spüren und beides braucht auch unser Journalismus. Die letzten Monate waren hart und die multiplen Krisen bleiben. Dieses Jahr hat noch viel vor sich. Uns erwartet ein Superwahljahr, in dem sich der Rechtsruck in Deutschland, Europa und den USA weiter verfestigen kann.

Bereits vor der Correctiv-Recherche war der zunehmende Rechtsruck für mich sehr fühlbar und seit September letzten Jahres besonders prägnant. Da hatte sich etwas verschoben. Die Sommerpause endete und mit scharfem Ton ging das Jahr in seine zweite Hälfte. Oft lag ich am Wochenende lange morgens im Bett und habe mich gefragt, wie sich unser Diskurs und die Themen so krass verschieben konnten bezüglich Migration, Sozialpolitik und dazu noch die Wahlerfolge der AfD in Hessen und Bayern.

Mit der Frage, wie wenig nun wenig genug ist, werden gesellschaftliche Gruppen gegeneinander ausgespielt. Indes wachsen die Sorgen vieler meine BiPoC-Freun­d*in­nen und -Bekannten, denen vor allem in Ostsachsen zunehmend offen feindselig begegnet wird. In dem Klima war der Inhalt der Correctiv-Veröffentlichung für mich und viele andere – Menschen mit Migrationshintergrund oder die Menschen, die in der ostdeutschen Provinz leben, wo die AfD und Nazis längst viele Räume dominieren – nicht überraschend.

Aber sie hat einen starken Protest auf die Straße gebracht und zeigt: Unser Journalismus muss mutig bleiben. Unser kritischer Blick von links ist gefordert, um erstarkende rechte Narrative, die sich auch weit über die AfD hinaus in den etablierten Parteien einnisten, etwas entgegenzusetzen. Als taz haben wir die Aufgabe, genau auf den Rechtsruck zu schauen, auf Menschenfeindlichkeit und erstarkenden Antisemitismus sowie zunehmenden Rassismus. Wir müssen die verqueren Debatten der Migrationspolitik einordnen, die versuchen, Menschen gegeneinander auszuspielen.

Bei all den Krisen optimistisch zu bleiben fällt manchmal schwer. Als ich mit anderen jungen taz­le­r*in­nen eine Ausgabe zu Utopien gestaltet haben, ist es mir an manchen Tagen selbst schwergefallen, bei all den Krisen über eine gute Zukunft nachzudenken. Aber wir brauchen hoffnungsvolle Geschichten aus der Zivilgesellschaft, die zeigen, warum sich der Kampf noch lohnt. Es ist Aufgabe unserer Recherchen, nach Auswegen zu fragen, danach, wohin die Politik möchte und wie sich Ansätze umsetzen lassen.

Foto: Stefan Boness

Die Correctiv-Recherche hat gezeigt, welche Kraft im unabhängigen Journalismus liegt. Mittlerweile hat die AfD zum Gegenschlag ausgeholt und spricht davon, Me­di­en­ver­tre­te­r*in­nen „in die Schranken zu weisen“. Solche Einschüchterungsversuche von rechts nehmen zu, auf der Straße, aber auch an Redaktionen gerichtet – das spüren auch wir in der taz.

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Adefunmi Olanigan, Volontärin

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