Wann ist ein Mann ein Mann?

Das Bremer JungenBüro bietet zum ersten Mal Selbstbehauptungskurse für Jungen in der Hansestadt an. Es komme zunächst darauf an, Jungen vom Druck der Männlichkeitsideale zu entlasten, sagt der pädagogische Mitarbeiter, Volker Mörchen

Er weiß aus eigener Erfahrung, was er den Kindern zeigen will, in seinem neuen Selbstbehauptungskursus für Jungen. „Ich kenne das Gefühl noch sehr gut, wenn ich früher mit dem Ranzen auf dem Rücken auf eine Gruppe älterer Jugendlicher zugelaufen bin und nicht wusste, was als nächstes passiert und wie ich mich dann verhalten soll“, sagt Volker Mörchen. Heute versucht der 36-jährige pädagogische Mitarbeiter des Bremer JungenBüros, jungen Bremern mehr Selbstvertrauen und Routine zu vermitteln, damit sie diese Situationen besser meistern.

Mörchen und seine Kollegen wenden sich an 9- bis 14-jährige Jungen, die Probleme mit ihrem Selbstwertgefühl haben. In vier Kursen werden unterschiedliche Altersklassen zusammengefasst, jeweils acht bis zwölf Jungen. Dabei sollen die Kinder voneinander lernen, ihre Erfahrungen austauschen und ein Gruppengefühl entwickeln. „Mit einer Mischung aus Wahrnehmungsübungen, Kampfspielen und Gesprächsrunden werden die Jungen für mögliche Gefährdungssituationen sensibilisiert“, sagt Volker Mörchen. Dabei hätten die Jungen häufig andere Probleme als Mädchen, für die es ein größeres Angebot an Selbstbehauptungskursen gebe. „Wichtig ist, dass die Jungen den Kontakt mit erwachsenen Männern suchen. Dadurch wird das Gespräch wie zwischen Vater und Sohn dargestellt. Denn häufig werden Männlichkeitsrituale und -allüren transportiert, die es für die Kinder nicht leichter machen“, meint Mörchen, der froh ist, dass das Projekt vom Bundesfamilienministerium gefördert wird.

Häufig bekämen die Jungen gesagt, dass sie sich wehren sollen, sonst seien sie kein ganzer Mann. „Wenn man wegrennt, gilt man schnell als Heulsuse. Wir versuchen den Jungen zu zeigen, dass sie auch mal einen anderen Weg gehen können und trotzdem noch Männer sind.“

Die Kurse dauern jeweils acht Stunden. Immer zwei psychologisch und pädagogisch ausgebildete Mitarbeiter des JungenBüros zeigen den Kindern, wie sie sich den Alltag erleichtern können. „Danach kann man nicht sein ganzes Leben ändern, wir wollen ja auch keine Patentrezepte zur Lösung von Konflikten geben“, erklärt Mörchen.

In Rollenspielen könnten die Jungen aber einiges über sich und andere lernen. „Da machen wir viel über Bewegung und Aktion, denn auch in den eher zurückhaltenden Jungen steckt eine Menge Energie“, meint der pädagogische Mitarbeiter, der die Kurse zum ersten Mal in Bremen anbietet. In Hannover und anderen Großstädten seien die Veranstaltungen gut angenommen worden. Der erste Kursus für Zehn- bis Zwölfjährige beginnt am Dienstag, 28. Juni, um 15 Uhr und kostet 25 Euro. Anmeldungen unter 0421/ 598 65 160. kay müller