Sie sind Helden

Über 230 Menschen bewerben sich um die Panter-Preise der taz. Heute ist Bewerbungsschluss

Zufälle gibt’s! Kurz nach Ausschreibung des taz-Wettbewerbs „Panter 2005“ für „HeldInnen des Alltags“ flattert eine Ausgabe der Nürnberger Obdachlosenzeitung Straßenkreuzer in die taz – auf dem Titel: „Siegertypen“. Dazu schreibt Gabi Pfeiffer: „Wir beim Straßenkreuzer waren einfach früher dran, die Siegertypen schon im Druck, als euer lobenswerter Aufruf kam. Damit ihr sie nicht verpasst, bitte schön, wir liegen bei.“ Acht Bewerbungen auf einen Streich also, und eine Kandidatin wurde von anderer Seite sogar nochmals vorgeschlagen.

Wir suchen Menschen, die nicht jammern, sondern sich eigeninitiativ einbringen und einmischen.Wer es in die engere Auswahl geschafft hat, wollen wir jetzt noch nicht verraten. Nur eins: Einfach ist es nicht, aus bisher 234 Bewerbungen die Endauswahl der Helden und Heldinnen zu treffen. Denn fast jede Einsendung, die es nicht in den Ordner mit der Aufschrift „Superhelden“ schafft, hätte dennoch einen kleinen Preis oder jedenfalls eine lobende Erwähnung verdient. Die arbeitslose Mutter etwa, die in einer Selbsthilfegruppe gegen Hartz IV kämpft. Der Zivildienstleistende, der seit Jahren gegen Atomkraft und Castor-Transporte mobilisiert. Der Türkischlehrer, der unentgeltlich Gitarrenunterricht für deutsche und ausländische Kinder erteilt. Und überhaupt alle, die in irgendeiner Form gegen Rechtsradikalismus aufstehen, für Obdachlose sammeln, alte Menschen betreuen, im Sportverein arbeiten oder politisch aktiv sind. Oder eben auch Gabi Pfeiffer selbst, die neben ihrem Job als Reporterin bei den Nürnberger Nachrichten ehrenamtlich das Sozialmagazin betreut, von dessen Verkauf die Obdachlosen der Stadt profitieren.

Wir haben festgestellt, dass es tatsächlich viele Menschen gibt, die zwar nicht die Welt retten, aber das Leben anderer erträglicher machen wollen. Dazu gehört natürlich auch der Fahrradkurier und Kämpfer gegen den globalen Automobilfaschismus sowie der kämpferische Leserbriefschreiber. Oder die zahlreichen Helden des eigenen Lebens, also die Alleinerziehende oder der arbeitslose Familienvater, der an die Liebe glaubt.

Die Wege, über die die Bewerbungen zu uns kamen, sind ebenso vielfältig wie die Aktivitäten der potenziellen Panter-Preis-Träger. Handgeschriebene Briefe, kleine Info-Pakete und E-Mails beförderten die Lebensgeschichten der Helden in die Redaktion.

Rund ein Viertel der Vorschläge sind Selbstbewerbungen, überwiegend jedoch wurden engagierte Menschen von Freunden, Bekannten oder gänzlich Fremden vorgeschlagen, die der Meinung sind, dass die Hingabe des Kandidaten für eine bestimmte Sache preiswürdig ist.

Interessant sind oft auch die Beweggründe der Panter-Paten: Da ist zum Beispiel die Mutter dreier Adoptivkinder aus dem Ausland, die vorschlägt, die Kämpfer gegen Ausländerfeindlichkeit in der Gemeinde auszuzeichnen.

Wem jetzt noch auf die Schnelle ein Held oder eine Heldin des Alltags einfällt, der hat noch bis heute Nacht, 24 Uhr, die Möglichkeit, unter www.taz.de/panter eine Bewerbung zu schicken. Oder einen Brief auf die Post zu bringen; alle Bewerbungen mit Poststempel vom 4. Juni werden noch berücksichtigt.

Und wie geht’s weiter? Nächste Woche tagt die taz-Jury. Sie hat die Aufgabe, 9 bis 12 Nominierte auszuwählen, die in den nächsten Wochen hier auf dieser Seite porträtiert werden. Ab Mitte September können die taz-LeserInnen ihren Lieblingskandidaten wählen, gleichzeitig wird auch die Jury einen Panter-Preis-Träger küren. Voraussichtlich Ende Oktober werden die beiden Auszeichnungen, die mit je 5.000 Euro dotiert sind, verliehen.

JUTTA HEESS