Neues Gesetz in Italien: Mehr Bärenjagd erlaubt

Acht Bären pro Jahr dürfen im Trentino in nächster Zeit getötet werden. So will die rechte Provinzregierung gegen die wachsende Population vorgehen.

Strohskulptur eines Bären vor Alpenkulisse

Nur eine Strohskulptur: Bär im italienischen Trentino Foto: Oryk Haist/imago

ROM taz | Die italienische Provinz Trentino eröffnet die Bärenjagd. Das Provinzparlament beschloss jetzt ein Gesetz, das in den nächsten drei Jahren den Abschuss von jährlich bis zu acht Braunbären gestattet.

Damit geht der Konflikt zwischen der Provinzregierung und Tierschutzverbänden um den Umgang mit der Bärenpopulation in die nächste Runde. Ursprünglich gehörten die Braunbären zum Wildbestand im alpinen Trentino, waren dort aber schon vor Jahrzehnten ausgestorben.

Die Wende kam im Jahr 1996, als ihre Wiederansiedlung im Rahmen des Projekts „Life Ursus“ beschlossen und Tiere aus Slowenien ins Trentino überführt wurden. Das Ziel hieß damals, eine Population von etwa 40 bis 60 Exemplaren wieder heimisch zu machen.

Dieses Ziel wurde nicht nur erreicht, sondern übererfüllt. Heute sind mindestens 100 Braunbären ansässig. Jahrelang war das kein Thema in der öffentlichen Debatte – bis dann am 5. April 2023 die 17-jährige Braunbärin JJ4 einen jungen Jogger anfiel und tötete. JJ4 war schon im Jahr 2020 mit einer Attacke auf zwei Männer aufgefallen. Sie bekam daraufhin ein Halsband mit Peilsender verpasst, der jedoch wegen eines Defekts seit August 2022 keine Signale mehr sendet.

Rechter Provinzpräsident will gegen Bären vorgehen

Für den Provinzpräsidenten Maurizio Fugatti von der rechtspopulistischen Partei Lega wurde der Tod des Joggers zum Anlass, eine generelle Umkehr im Umgang mit den Bären einzuleiten. Er verfügte vorneweg, dass JJ4 erschossen werden solle. Doch nachdem sie von Wildhütern eingefangen worden war, kam sie in ein Gehege – ein Verwaltungsgericht hatte den Abschussbefehl auf Einspruch der Tierschutzverbände gestoppt.

Doch Fugatti geht es nicht nur um die eine Bärin. Er vertritt die These, dass die Bärenpopulation überhandgenommen hat. Es gäbe zu viele Problembären, die sich ohne Scheu menschlichen Siedlungsgebieten nähern und auch Menschen verfolgen. Im Januar ordnete er die Erschießung des Bären M90 an, der zwei Personen über eine längere Strecke verfolgt hatte. M90 hatte schon vorher in zwölf Fällen Wohngebiete aufgesucht und in mindestens drei Fällen auch Personen verfolgt. Der Abschuss erfolgte, nachdem auch die nationale Umweltbehörde Ispra grünes Licht gegeben hatte.

Grünes Licht von der Ispra gab es jetzt auch für das neue Abschussgesetz. Danach dürfen pro Jahr maximal acht Bären erlegt werden, wenn sie als problematisch aufgefallen sind, mit der Einschränkung, dass nur je zwei erwachsene Weibchen und Männchen und vier Jungtiere zum Abschuss freigegeben sind. Mit dieser Obergrenze sei der Bestand der Bärenpopulation nicht gefährdet, erklärt die Umweltbehörde.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.