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Wenn im Flughafen die Tränen fließen

Im bläulichen Licht der Abenddämmerung sind hinter der dicken Glasscheibe die Flugzeuge zu sehen. Keines davon ist das, was wir nehmen werden. Unser Gate ist einige Minuten Fußweg weiter weg. Wir haben aber Zeit, bis das Boarding beginnt, und halten uns neben dem Gate der Turkish Airlines auf, weil wir es dort mit den runden Tischen und dem Startbahnblick nett fanden.

Hier trinken wir jetzt Bier und essen Chips. Es ist unsere erste Reise zusammen, wir sind aufgeregt und glücklich.

Nur etwas, das ich aus den Augenwinkeln beobachte, überschattet unsere Freude: Neben uns sitzt eine junge Frau und weint. Die Tränen laufen ihr die Wangen hinunter und landen auf ihrem geblümten Kleid. Sie schaut kurz zu uns mit großen Augen und starrt dann, weiter heulend, vor sich hin. Auf ihrem Schoß sitzt ein Junge, der fünf oder sechs Jahre alt sein mag. Er streichelt schweigend die Hände der Frau, die mit roten Fingernägeln seine Taille umschließen. Ein Mann taucht plötzlich auf und reicht ihnen eine Dose Cola. Niemand ­reagiert. Der Mann setzt sich also hin und fängt nach ein paar Sekunden gleichfalls zu weinen an.

Frankfurt, Flughafen

430.436 Flug­bewegungen (2023).

Im Jahr 1950 zählte man hier noch keine 200.000 Passagiere, 1957 waren es schon erstmals über 1 Million und 2023 präzise 59.359.539 Passagiere. Die meisten fliegen nach Palma de Mallorca.

Luciana Ferrando