Auf einem Plakat schütteln sich zwei Männer die Hand.

Burkina Faso: Angesichts westlicher Sanktionen braucht Russland den afrikanischen Kontinent mehr denn je Foto: Ute Grabowsky/picture alliance

Wagner-Nachfolger in Afrika:Afrikahilfe auf russische Art

Wagner war nur ein Vorspiel: „Afrikakorps“ heißt Russlands neue Einheit, die Moskaus Interessen dort durchsetzen soll. Der Deal: Waffen gegen Gold.

19.3.2024, 08:18  Uhr

Mehrmals am Tag durchbrechen Motoren schwerer russischer Transportmaschinen die Stille von Kufra. Dort, mitten in der Sahara, landen die Flugzeuge dann auf dem großen Militärflughafen. Einst legte Libyens 2011 gestürzter Diktator Muammar al-Gaddafi hier in der Wüste, dank unterirdischer Bewässerungssysteme, große grüne Felder an. Heute sind die abgelegenen Oasen im Südosten Libyens Drehkreuz eines geopolitischen Dramas. In der Hauptrolle: Russland, das von hier aus sein Einflussgebiet in Afrika ausweiten will.

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Mohamed Haweel, dessen richtiger Name der taz bekannt ist, versucht die Hoheitszeichen einer landenden Iljuschin-Maschine zu identifizieren. Der Libyer ist eigentlich als Ingenieur auf Ölbohrtürmen im Einsatz. Aber seit Ausbruch des libyschen Bürgerkriegs versucht er, mit anderen Aktivisten die Ordnung in einer Region aufrechtzuerhalten, wo fast alle staatliche Strukturen zusammengebrochen sind. „Wir sind das Zentrum eines regionalen Machtkampfes, im Auge des Sturms“, sagt Haweel. Auf der Schnellstraße am Flughafen rasen ockerfarbene Militärjeeps im Konvoi mit Dutzenden voll beladenen Lastwagen gen Nachbarland Sudan.

„Das sind russische Waffen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, geschützt von der libyschen Armee“, bestätigt ein libyscher Offizier der taz am Telefon. Von Kufra geht die Ladung zu Sudans paramilitärischer Miliz RSF (Rapid Support Forces), die sich im April 2023 unter ihrem Anführer Mohamed Daglo alias Hametti gegen Militärherrscher Abdelfattah al-Burhan gewendet hat und Sudan in einen der aktuell blutigsten Kriege weltweit stürzte. Zehntausende Menschen wurden bereits getötet, bis zu zehn Millionen mussten fliehen.

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Auf dem Militärflughafen Kufra wickelten bis ins vergangene Jahr russische Söldner der Gruppe Wagner gemeinsam mit Kämpfern des in Ostlibyen herrschenden Feldmarschalls Chalifa Haftar die Waffenlieferungen an die RSF ab. Nach dem Tod von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin im August 2023 war zunächst unklar, was aus den Wagner-Geschäften in Afrika wird. Doch jetzt landen wieder russische Maschinen in Kufra. Russische Uniformierte laden Waffen um – ganz offiziell.

Das neue Logo kommt ohne Totenschädel aus

„Afrikakorps“ heißt die neue Truppe, die Wagners Geschäfte in Afrika fortführt. Der russische Name „Afrikanskii Korpus“ ist bewusst gewählt, „Afrikakorps“ hieß auch die deutsche Armee von Feldmarschall Erwin Rommel in Libyen während des Zweiten Weltkrieges, die die britischen und französischen Kolonialreiche in Nordafrika erobern wollte. Vorgestellt wurde das „Afrikanskii Korpus“ am 23. November 2023 im gleichnamigen Telegram-Kanal, eröffnet von einem russischen Oberst. Im neuen Logo prangt kein Totenschädel mehr wie bei Wagner, sondern der Umriss des afrikanischen Kontinents.

In den Wagner-Telegram-Kanälen wird nun um die bisherigen Söldner geworben. Sie sollen mit dem Afrikakorps neue Verträge abschließen. Auch medizinisches Personal wird gesucht, vor allem Chirurgen. Daneben stehen russische Telefonnummern. Ziel ist, über 20.000 neue Rekruten anzuwerben. Als Sold werden wie bisher schon monatlich 280.000 Rubel versprochen, umgerechnet 2.800 Euro – für russische Verhältnisse ein Spitzengehalt.

Neben „Terrorbekämpfung“, heißt es da, gehe man nach Afrika, um „seine Infrastruktur neu auszurichten und humanitäre Probleme zu lösen“. Über diese neue „russische Vertretung in Afrika“ werde nun die Zusammenarbeit mit Partnern abgewickelt, die sich „vorteilhaft für die afrikanische Wirtschaft“ auswirken werde: vor allem in den Bereichen Energie und Technologie. Auf einem Foto sieht man Russlands Verteidigungsminister Sergei Shoigu, der seinem Vize Junus-Bek Jewkurow ein Dokument überreicht.

Die Botschaft ist klar: Diese Einheit ist keine private Söldnerarmee mehr. Sie ist nun eine Regierungstruppe, die im Auftrag Moskaus den Einfluss Russlands in Afrika ausbauen will; nicht nur militärisch, sondern auch politisch und vor allem wirtschaftlich. Denn in Anbetracht der interna­tio­nalen Sanktionen aufgrund des Ukrainekriegs braucht Russland den afrikanischen Kontinent mehr denn je – als Absatzmärkte und Rohstofflieferanten für die gebeutelte russische Wirtschaft, aber auch als politischen Verbündeten. Gleichzeitig suchen afrikanische Regierungen nach alternativen Partnern zu ehemaligen Kolonialmächten wie Frankreich.

Zwei Männer in Uniform salutieren.

Viel in Afrika unterwegs: Moskaus Vizeverteidigungsminister Jewkurow (r.) mit General Haftar in Libyen Foto: lna/afp

Auf den alten Kanälen von Wagner ist es inzwischen ruhig geworden. Hier und da werden noch ein paar Nachrichten gepostet: über den Krieg in der Ukraine, Treffen zwischen Präsident Wladimir Putin und Verteidigungsminister Shoigu. Afrika kommt fast nicht mehr vor. Dafür wurden neue Kanäle aufgesetzt. Der Kanal des Afrikakorps enthält militärische Angelegenheiten. Auf dem Kanal „Afrika-Initiative“ wird die neue Strategie auf vier Sprachen kommuniziert: neben Russisch und Englisch auch auf Französisch und Arabisch. Damit wendet er sich vor allem an afrikanische Leser.

Diese erfahren hier etwa, dass der Handelsumsatz zwischen Afrika und Russland 2023 um 45 Prozent gestiegen ist. Oder dass die Regierung von Burkina Faso sämtliche Konzessionen für den Goldbergbau suspendiert hat. Dass russische Unternehmen in Mali zwei Solarkraftwerke bauen werden. Oder auch, dass der russische Atomkonzern Rosatom im bitterarmen Niger Uran fördern will und im ebenso armen Burundi ein 50-Megawatt-AKW plant.

Moskaus Vizeverteidigungsminister Jewkurow war in den vergangenen Monaten viel auf dem afrikanischen Kontinent unterwegs. Gemeinsam mit dem Chef des Militärgeheimdienstes GRU, Andrei Awerjanow, der für die Tötung russischer Dissidenten im Ausland verantwortlich gemacht wird, reiste er nur wenige Tage nach Prigoschins Absturz nach Libyen. Er traf dort den ostlibyschen Machthaber Haftar, einen engen Verbündeten Prigoschins, in seiner Hochburg Bengasi. Laut Telegram sagte er Haftar zu, dass die engen Beziehungen zu Moskau unter neuem Namen fortgesetzt werden.

Von Libyen ging es weiter in die Zentralafrikanische Republik, dann in die drei Sahelstaaten Burkina Faso, Mali und Niger, in denen sich durchweg antiwestliche Militärs an die Macht geputscht haben. Diesen Generälen hat Jewkurow offenbar weitreichende Zusagen gemacht. Früher war in allen drei Ländern Frankreich militärisch präsent. Die Putschisten haben nun alle die Kooperation mit westlichen Ländern beendet, eine eigene Militärallianz gegründet und mit Russland Militärabkommen geschlossen. Russische Kämpfer haben in Mali verlassene französische Militäreinrichtungen übernommen und Malis Armee im Kampf gegen Islamisten und Tuareg-Aufständische geholfen.

Anfang des Jahres trat das Afrikakorps zum ersten Mal mit neuem Label öffentlich in Erscheinung. Auf Telegram wurden am 24. Januar voller Stolz Videos aus Burkina Faso geteilt: Darin setzt eine russische Maschine zunächst auf der Landebahn des Flughafens der Hauptstadt Ougadougou auf, ehe vermummte Militärs in wüstenbrauner Flecktarnuniform Kisten ausladen. „Die ersten Einheiten des Afrikakorps des russischen Verteidigungsministeriums trafen in Burkina Faso ein“, wird erklärt. 100 russische Leibwächter seien abgestellt, um Militärherrscher Ibrahim Traoré „vor Terroranschlägen“ zu beschützen. „In naher Zukunft“ sollten weitere 200 dazukommen.

Weltweit in Umlauf gebracht wurde diese Nachricht von russischen Medien. Bislang hatten sie die Missionen von Wagner in Afrika totgeschwiegen. Jetzt ist auf Telegram von „Korrespondenten“ die Rede, die aus Afrika über Russlands Aktivitäten berichten.

In der Zentralafrikanischen Republik wollten die Minenarbeiter den Russen nicht weichen – kurz darauf waren sie tot

In Afrika selbst blicken die Menschen mit gemischten Gefühlen auf die russische Stationierung. Die Wagner-Söldner haben in vielen Ländern grausame Menschenrechtsverbrechen begangen, etwa im Kampf gegen Aufständische in Mali und in der Zentralafrikanischen Republik. Darauf angesprochen, versicherte Burkinas Präsident Traoré im Interview: „Kein einziger Russe ist hier, um aktiv zu kämpfen.“

Damit tritt nun die Truppe „heraus aus dem Schatten einer Privatinitiative“, so der unabhängige Experte John Lechner, der gerade ein Buch über Wagner schreibt, gegenüber der taz. Sie stehe „im Rampenlicht mit einem offiziellen Status, gelenkt und auch finanziell ausgestattet von der russischen Regierung“. Dies habe auch einen Nachteil, sagt Lechner: Für Verbrechen der russischen Kämpfer muss der Kreml nun Verantwortung übernehmen – früher konnte Putin immer so tun, als habe er mit Wagner nichts am Hut. Dies kann womöglich auch strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Bereits im März 2023 hatte der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag Haftbefehl gegen Putin wegen Verbrechen in der Ukraine erlassen.

Kommen jetzt die Befehle also direkt aus Moskau? Diese Frage wurde jüngst in der Zentralafrikanischen Republik relevant, wo russische Militärberater seit Jahren im engsten Umfeld von Präsident Faustin Touadéra agieren und Wagner-Kämpfer im Einsatz gegen Rebellen sind. Im Oktober 2023 sollen russische Uniformierte in einer Goldmine nahe dem Ort Kouki im Nordwesten des Landes 16 Minenarbeiter getötet haben.

Gegen Frankreichs Einfluss im Tschad

Laut Aussagen der lokalen Bevölkerung in Kouki, so beschreibt es ein Reporter im US-Magazin Daily Beast, der kurz darauf vor Ort war, hätten die Russen bei einem ersten Besuch Ende September den Schürfern klargemacht, dass die Regierung ihre Mine verkauft habe. An wen, das wollten sie nicht sagen. Doch sie setzten ihnen ein Ultimatum. Zwei Wochen später seien die Russen gemeinsam mit Soldaten der zentralafrikanischen Armee mit einem Hubschrauber gelandet. Nach 30 Minuten Feuergefecht waren alle Bergleute tot. Gegenüber der Bevölkerung hätten die Russen erklärt: „Wir tun hier das, was uns unsere neuen Vorgesetzten befohlen haben.“

Nur wenige Tage vor dem Massaker war Russlands Vizeverteidigungsminister Jewkurow in der Hauptstadt Bangui zu Besuch. Er stellte Präsident Touadéra seinen neuen Koordinator vor: Denis Pawlow, ein gestandener Diplomat, ehemals Russlands Vertreter bei der UN-Menschenrechtskommission in Genf und EU-Botschafter.

Leitet Pawlow jetzt die Operationen des Afrikakorps? Laut dem Telegram-Kanal des Afrikakorps soll in Bangui das Hauptquartier entstehen. Zentralafrikanische Regierungsmitglieder berichten, es werde noch nach einem passenden Gebäude gesucht. „Die Militärbasis wird gebaut“, bestätigte Präsidentenberater Patrick Kouyagbele der Nachrichtenagentur Bloomberg. Der genaue Standort sei „streng geheim“.

Die logistische Basis entsteht derweil in Libyen – und was für eine: Kurz nach dem ersten offiziellen Auftritt in Burkina Faso kündigte Adel Abdel Kafi, ein einflussreicher Berater Haftars, auf der Onlineplattform Atyaf die Stationierung von bis zu 20.000 Afrikakorps-Soldaten in al-Kharouba an, einer Stadt 150 Kilometer südlich von Bengasi. Am Hafen Tobruk seien bereits 40 Panzer entladen worden, so Kafi. Zudem werde das Afrikakorps sämtliche Wagner-Waffen übernehmen sowie eine in Kufra stationierte Flotte von MiG-29-Kampfflugzeugen. Bisher war die Präsenz ausländischer Söldner in Haftars Herrschaftsgebiet stets bestritten worden. Doch jetzt wurde sogar ein Beauftragter für die Zusammenarbeit mit dem Afrikakorps berufen: Youssef Bey, ein Offizier aus Haftars Umfeld. Berater Kafi bestätigt auf Atyaf, dass man das Afrikakorps bei der Umsetzung der russischen Expansionsstrategie in der Region unterstützen werde.

Der Fokus Russlands verlagere sich, sagt Wagner-Experte Lechner. 2017 hatte die russische Präsenz in der Zentralafrikanischen Republik begonnen – mit Aktivitäten in lukrativen Minengebieten. Heute gibt es in der Sahelregion „prestigeträchtigere“ Unternehmungen: Terrorbekämpfung, die teuer ist und wofür die Regierungen von Mali, Burkina Faso und Niger in Form von Gold- oder Uran-Konzessionen für russische Unternehmen bezahlen.

Präsident Wladimir Putin und der Interimspräsident von Burkina Faso, Ibrahim Traoré, schütteln sich vor Beginn einer großen Marineparade die Hände.

Ihn sollen russische Leibwächter schützen: Burkina Fasos Militärherrscher Traoré (l.) mit Putin Foto: Sergei Karpukhin/picture alliance/tass

Am selben Tag, als in Ouagadougou 100 Afrikakorps-Soldaten landeten, reiste auf Einladung Putins der Präsident von Tschad nach Moskau. Der 39-jährige Mahamat Déby war 2021 auf seinen von Rebellen getöteten Vater Idriss Déby gefolgt und ist jetzt dabei, seine Macht zu festigen. Nach Moskau wurde er ausgeflogen mit einer Maschine, die zuvor von Wagner-Chef Prigoschin genutzt wurde. Putin lobte: „Wir werden unser Bestes tun, Sie zu unterstützen, denn wir haben große Möglichkeiten, unsere bilateralen Beziehungen auszubauen.“ Tschad liegt mitten im Herzen des neuen russischen Afrikareichs, zwischen Bangui und Bengasi.

Bisher ist Tschad Frankreichs wichtigster militärischer Verbündeter in der Region. Die französische Luftwaffe fliegt von ihrer dortigen Basis aus ihre Sahel-Einsätze. Das Land stattdessen an Russland zu binden, wäre Putins größter Triumph auf dem Kontinent.

Dieses neue Einflussgebiet ist vor allem wirtschaftlich lukrativ. Tropenholz und Diamanten aus der Zentralafrikanischen Republik, Öl aus Libyen, Gold aus Sudan, Mali und Burkina Faso, Uran aus Niger – überall gibt es etwas zu holen. In Sudan verfolgt Russland bereits seit 2017 Pläne zum Bau eines Marinestützpunkts am Roten Meer – an der zentralen Schlagader des globalen Handels zwischen Europa und Asien. Deren Verwundbarkeit beweisen seit einigen Monaten die jemenetischen Huthi-Rebellen mit Angriffen auf Handelsschiffe.

Im Sudan setzte Moskau schon vor Kriegsausbruch im April 2023 auf General Hametti und dessen RSF-Miliz, die sich jetzt im Aufstand befindet. Aus Minen in Sudans Bürgerkriegsregion Darfur, wo Hametti und seine RSF-Kämpfer herstammen, wird schon seit Jahren über Wagner-Kanäle Gold nach Libyen geschmuggelt. Die US-Regierung hat deswegen bereits 2020 zwei Goldfirmen in Sudan auf die US-Sanktionsliste gesetzt. Sie wurden dem Wagner-Imperium zugeschrieben. Heute helfen sie Russland, westliche Wirtschaftssanktionen zu umgehen.

Im libyschen Bengasi übernehmen russische Militärmaschinen den Weitertransport, bestätigen libysche Armeeoffiziere der taz. Maschinen der syrischen Fluglinie Shams Wings pendeln zwischen Bengasi und Damaskus, fliegen dann weiter nach Moskau und Dubai, wo die meisten Goldschmelzen angesiedelt sind und es in harte Währung konvertiert wird. Auch Wagner schlug dort bisher seine Finanzen um. Ein Untersuchungsbericht internationaler Menschenrechtsaktivisten von Ende 2023 besagt, dass Russland seit der Invasion der Ukraine 2022 rund 2,5 Milliarden Dollar Profit aus dem illegalem Goldhandel mit Afrika geschlagen hat.

In die Gegenrichtung fließen offenbar Waffen, und das in großen Mengen. Der internationale Flughafen Entebbe in Uganda ist seit Jahrzehnten als Umschlagplatz für Gold und Waffen bekannt, welche für die Kriege im Sudan und in der Demokratischen Republik Kongo bestimmt sind. Auch Beziehungen nach Moskau sind bei diesen Geschäften nichts Neues. Seit fast einem Jahr setzt hier regelmäßig eine russische Transportmaschine mit der Kennnummer IL76-TD auf, direkt neben dem Rollfeld vom Präsidentenpalast.

„Zuschauer im eigenen Land“

Allein in der Zeit zwischen Mai und Juli 2023 landeten in Uganda rund 70 Frachtflüge aus den Emiraten, mitunter viermal am Tag, so berichtet es das Magazin Africa Intelligence. Von Entebbe ging es weiter nach Mali, Burkina Faso, in die Zentralafrikanische Republik und in den Tschad; vom tschadischen Flughafen Amdrass nahe der Grenze zu Sudan werden Hamettis Truppen beliefert, ebenso wie über Kufra in Libyen. Hametti war im Dezember 2023 und erneut im Januar darauf Gast bei Ugandas Präsident Yoweri Museveni. Auf die mysteriösen Flüge angesprochen, bezeichnet Ugandas Außenminister den Vorwurf als „absoluten Quatsch“.

Museveni versteht sich gut mit Putin, Ugandas Armeebestände stammen fast vollständig aus russischer Herstellung. Auf der Moskauer Sicherheitskonferenz im August 2023 unterzeichnete Ugandas Verteidigungsminister Vincent Ssempijja ein Abkommen über den Ausbau des ugandischen Luftwaffenstützpunktes Nakasongola nördlich der Hauptstadt Kampala. Dort werden auch alte russische Sturmgewehre wieder fit gemacht, russische Ingenieure warten Kampfjets für Einsätze in der Demokratischen Republik Kongo.

Überall dort, wo Waffen illegal nach Afrika gehen, werden sie mit Gold bezahlt. Der Zugang zu Afrikas Goldressourcen ist daher strategisch wichtig. Am 9. Februar landete in Malis größter Goldmine Intahaka im Osten des Landes ein russischer Hubschrauber. Tausende Schürfer aus Mali, Niger, Burkina Faso und Tschad graben dort, jetzt hat offenbar das Afrikakorps die Kontrolle übernommen.

In Libyen, wo die russische Afrika-Logistik zusammenfließt, sieht man das alles mit einem gewissen Stolz. „Wir arbeiten eng mit den Russen zusammen“, sagt Mohamed Idrissi, ein Offizier von Haftars Armee, der taz. „Der Westen ist auf dem Kontinent auf einem kontinuierlichen Rückzug, nach dem Gazakrieg mehr denn je. Wir füllen zusammen mit den Russen das Machtvakuum und finden überall dafür große Zustimmung.“

Ingenieur Mohamed Haweel wiederum verteilt in Kufra Lebensmittel an sudanesische Flüchtlinge. Jeden Tag kommen hunderte Familien im Süden Libyens an, viele wollen weiter nach Europa. Haweel wundert sich, dass man dort der Expansion Moskaus in der Region tatenlos zuschaut. „Neben Libyen sind Sudan und Mali Schauplätze eines neuen Ost-West-Konflikts“, sagt er: „Wir fühlen uns wie Zuschauer im eigenen Land.“

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