das wird
: Die Kunst, Quatsch zu machen

Superbuch mit Cartoons von Miriam Wurster

Von Benno Schirrmeister

So ein Quatsch! So ein wunderbarer Blödsinn! Da schlägst du das Buch „Schrei mich bitte nicht so an!“ der Cartoonistin Miriam Wurster aufs Geratewohl auf, das die Künstlerin nun in Bremen vorstellt. Und dann blickst du beispielsweise auf ein von blassgelber Frühmorgensonne beschienenes Spargelfeld.

Im Vordergrund haben wir eine Person in grüner Latzhose, die das Edelzeugs aus der Erde holt, gebeugt und auf Knien. Im Hintergrund, neben einem Trecker, erläutert ein gesichtsloser Aufseher einem Anzugsträger, dass heuer allen Hartz-4-Ernte-helfern „ein arbeitsloser Motivationstrainer zur Seite gestellt“ werde. So einer turnt dynamisch unseren tristen Spargelstecher an mit dem dümmlichen Ausruf „Tschakkaaa“, dem greatest hit des niederländischen Erfolgs-Gurus Emile Ratelband.

Miriam Wurster: „Schrei mich bitte nicht so an – gesammelte Cartoons“. Kunstmann, München 2024, 208 S., 24 Euro

Buchpremiere mit Miriam Wurster: Do, 4. 4., 20 Uhr, Buchladen Ostertor, Fehrfeld 60, Bremen

Da musst du lachen: Die zwölf Worte und das eine Bild haben im Kopf eine gallige Arbeitsmarkt-Satire losgetreten: Der Cartoon bringt die Härte der Saisonarbeit, die Malaise amtlicher Programme und das Motivationstrainer-Unwesen zusammen. Zur Geschichte wird das, weil der flüchtige und charmant rundliche Strich auch kleinen Figuren großen Ausdruck, ja Persönlichkeit verleiht: Die resignierte Mundpartie des Spargelstechers ist nur ein kaum merklicher Ruckler im Profil, und toll kontrastieren seine müden Augen mit dem irren Blick des Gute-Laune-Coachs.

Nicht das Thema, sondern die Optik entscheidet in diesem Buch, was zusammenpasst. So stehen politische Cartoons neben solchen, die einfach nur vergnüglich durch die Gegend blödeln. Andere, wie „In der Schneckenschule“ können auf den ersten Blick niedlich wirken, obwohl sie die Grausamkeit vermeintlicher Naturliebe durchdeklinieren, die sich im Gärtnern austobt. Und selbst bei den zwei Cartoons, die deine Unsinns-Erwartung enttäuschen, bleibt’s ein großer Spaß, der wegen des fehlenden Meers in Bremen gestrandeten Zeichnerin beim Quatschmachen zuzuschauen.