„Teils real, teils fiktiv“

Frank Göhre liest Krimis in der Kaffeerösterei

■ Krimi- und Drehbuchautor. Sein Roman „St. Pauli Nacht“ wurde von Sönke Wortmann verfilmt.Foto: privat

taz: Herr Göhre, lesen Sie heute Abend auch Geschichten über Hamburg?

Ja, ich lese aus meinem Roman „Zappas letzter Hit“. Er spielt im Jahr 2002 und handelt von der Verquickung des Hamburger Senats in Machenschaften rund um den Ausbau der Hafen City.

Und wie nah ist die Geschichte an der Realität?

Sie ist teils real, teils fiktiv. Die historischen Ereignisse damals, das ist die Realität. Aber die Personen bilde ich nie eins zu eins ab. Ein Hamburg-Kenner wird dennoch den ein oder anderen Politiker an seinen charakteristischen Merkmalen erkennen.

Das Buch ist bereits der vierte Kriminalroman Ihrer Hamburg-Reihe. Ist die Stadt für Verbrecher-Geschichten besonders gut geeignet?

Sie eignet sich ganz allgemein gut für Romane. Hier passieren unheimlich viele interessante und auch beängstigende Sachen. Das ist natürlich in allen Großstädten so, und Hamburg ist sicher nicht krimineller als andere. Aber es gibt gewisse Spezialitäten.

Zum Beispiel?

München hat keine Reeperbahn, kein St. Pauli. Ende der Achtziger ist da viel passiert: die Pinzner-Morde, rivalisierende Gruppen, Mordaufträge. Heute finde ich auch Orte wie Wilhelmsburg spannend, die stark im Wandel sind. Ein Kriminalroman soll vor allem die Gesellschaft beschreiben, in der er spielt. Über das Genre wollen wir nach der Lesung auch mit dem Publikum diskutieren.INTERVIEW: CARINA BRAUN

20.30 Uhr, Kaffeerösterei