Reisen in der Klimakrise: Länger Urlauben hilft dem Klima

Passen sich Urlaubsreisende der Klimakrise an? Nein, nicht nachhaltig, zeigt die Forschung. Helfen könnten weniger Kurztrips.

Ein Flugzeug über dem Strand der Karibikinsel St. Maarten

Ein langer Trip ist nachhaltiger als viele kurze Foto: pond5/imago

BERLIN taz | Trotz Klimakrise und Inflation wird immer mehr gereist, zeigt erneut die diesjährige Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen. Obwohl Tou­ris­t*in­nen nachhaltig sein wollen, passen sie sich einfach nicht an.

Das sei durchaus erklärbar, sagt Projektleiterin Friedericke Kuhn der taz. Krisen, ob wirtschaftlich oder anders geartet, könnten die Reisefreude kaum beeinflussen. „Der Tourismus ist sehr resilient, was Krisen angeht“, so die Tourismusforscherin. Selbst in schweren finanziellen Situationen fänden Menschen meist Möglichkeiten, zu reisen. Eine groß angelegte Befragung zeige nämlich: Urlaubsreisen werden als Grundbedürfnis wahrgenommen. Als Konsumgut ordnen Befragte sie regelmäßig zwar knapp unter Lebensmitteln ein, aber noch vor dem Wohnraum.

Das erkläre auch die Zunahme an Reisen trotz steigenden Preisen. Obwohl nämlich fast ein Drittel der Deutschen eine Verschlechterung der persönlichen finanziellen Situation erwartet und fast doppelt so viele glauben, dass es im laufenden Jahr mit der Gesamtwirtschaft eher bergab geht, übertreffen die Reisepläne alles bisher Dagewesene. Schon im vergangenen Sommer hatten sich auch die Übernachtungszahlen auf Vor-Pandemie-Niveau erholt, zeigen Daten des Statistischen Bundesamts. Dieses Jahr übertreffen die ­Prognosen selbst das Rekordjahr 2019.

Für die Tourismusbranche sind das zwar gute Nachrichten, aber es sind schlechte Voraussetzungen für das Klima. Denn fast die Hälfte der Reisen startet immer noch am Flughafen – Tendenz steigend –, und die Distanzen nehmen zu. Es sei weiterhin kein Einfluss von nachhaltigen Einstellungen auf das Reiseverhalten festzustellen, so Kuhn. „Attitude-Behaviour-Gap“ heiße dieser Graben zwischen Einstellung und Verhalten: Der Nachhaltigkeitswunsch begründe noch lange kein nachhaltiges Verhalten.

Wunsch nach nachhaltigen Reisen steigt

Obwohl der Wunsch nach nachhaltigen Reisen seit zehn Jahren kontinuierlich ansteige, werde mehr und weiter gereist: „Wir sehen, dass gerade die, die eine positive Einstellung zum nachhaltigen Reisen haben, besonders klimaschädlich reisen.“ Insbesondere Kurztrips werden immer häufiger und besonders jüngere Menschen reisen deutlich weiter. Dabei sei die Anreise, ob mit dem Flugzeug oder dem etwa gleich beliebten Auto, bei Weitem das Klimaschädlichste am Urlaub.

Denn wer länger reise, der produziere pro Reisetag rein rechnerisch weniger CO2. „Die Strecke, die man zurücklegt, verteilt sich dann auf mehr Urlaubstage“, sagt die Tourismusforscherin. Deswegen könne man über die Reisedauer seinen persönlichen CO2-Ausstoß stark beeinflussen. Die Ressource Urlaubszeit werde so aufgebraucht, ohne viele zusätzliche Emissionen. Wer also doppelt so lange an einem Urlaubsort bleibe, habe pro Tag einen deutlich kleineren CO2-Fußabdruck.

Auch zur persönlichen Krisenbewältigung seien längere Urlaube übrigens deutlich besser geeignet. „Man hat eher die Chance, aus dem Alltag auszubrechen und abzuschalten. Etwa eine Woche braucht es, um aus dem Alltag herauszukommen, und dann noch eine Woche, um wirklich anzufangen, sich zu erholen.“

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