Keine Beißhemmung

Berliner Kioskräuber trifft auf dentale Abwehr

Der Beruf einer Trafikantin, wie der Beruf der Kioskbetreiberin im titelseligen Österreich eindrucksvoll heißt, ist nur etwas für robuste Naturen. Zartbesaitete könnten der herausfordernden Kundschaft vom zahlungsunwilligen Schluckspecht bis zum überforderten Kind am Süßigkeitenregal gar nicht Herrin werden – nicht umsonst gelten Büdchenchefinnen, die meist mit beiden Beinen erdbebenfest in den mittleren Jahren stehen, als äußerst wehrhafte Kreaturen. Im Ostberliner Ortsteil Weißensee, wo schon zu Ulbrichts Zeiten die bärbeißigsten Kioskdamen des Ostblocks residierten, hat ein Krimineller sämtliche Warnungen in den Wind geschlagen und eine der streitbaren Einzelhandelsmatronen mit einem simplen Messer attackiert: „Kiosk in Weißensee überfallen – Verkäuferin beißt Täter in den Arm“, fasste dpa gestern den Tathergang zusammen. Die schmerzhafte „Auseinandersetzung“ mit dem Gebiss der 59-jährigen Berserkerin entsponn sich, nachdem der „Unbekannte erfolglos versucht habe, eine Kasse zu stehlen“. Der maskierte Räuber flüchtete zerbissen, während sich die siegreiche Verkäuferin mit „Verletzungen am Kopf“ ins Krankenhaus begab. Künftig wird die Unterwelt zu weniger bewachten Zielen wie Juweliere oder Banken wechseln.