Tarifabschluss bei der Lufthansa: Zu wenig Fachkräfte? Gut so

Das Kabinenpersonal der Lufthansa bekommt deutlich mehr Geld. Es verfestigt sich ein Trend: Die Gewerkschaften können selbstbewusster auftreten.

Streikende Flugbegleiter ziehen mit Bannern und Ufo-Fahnen zum Lufthansa Aviation Center

Am längeren Hebel: Die Gewerkschaft UFO hat sich bei der Lufthansa mit ihrem Tarifabschluss durchgesetzt Foto: Lando Hass/dpa

Der Fachkräftemangel treibt auch die Lufthansa um. Deshalb hat sich die Airline nun mit der Gewerkschaft Ufo auf einen Tarifvertrag geeinigt, der sich für ihre 19.000 Flug­be­glei­te­r*in­nen lohnt: Ihre Gehälter steigen um 16,5 Prozent, obendrauf gibt es noch eine Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro. Der Abschluss zeigt, dass sich die Beschäftigten auch in Zeiten schlechter Konjunktur nicht mehr beim Lohn zurückhalten müssen.

Fürs Management hat der Abschluss den Vorteil, dass auf lange Sicht keine Streiks mehr drohen. So hat auch das Bodenpersonal in einer Urabstimmung das Schlichtungsergebnis zwischen Verdi und dem Konzern angenommen – auch mit zweistelliger Lohnsteigerung. Mit der Pilotenge­werk­schaft Cockpit hatte man sich bereits im vergangenen Jahr auf einen Tarifvertrag geeinigt, der eine Laufzeit bis Ende 2026 hat. Ähnlich lang soll auch der nun geschlossene Tarifvertrag fürs Kabinenpersonal gelten. Und zwar ganze drei Jahre.

Das ist eine Kröte, die die Beschäftigten schlucken müssen und das Ergebnis relativiert. Auch mussten die Beschäftigten erst einmal ihre Krallen ausfahren, damit der Konzern ein ordentliches Angebot auf den Tisch legte. Und trotz eines bereits recht hohen Abschlusses vor rund anderthalb Jahren sind ihre Löhne real seit 2019 unterm Strich geschrumpft, unter anderem auch, weil sie zur Rettung von Konzern und Arbeitsplätzen zeitweise auf Zahlungen wie das Weihnachtsgeld verzichten mussten.

Verschobenes Kräfteverhältnis

Trotzdem ist der Tarifabschluss bemerkenswert. Er reiht sich ein in eine Kette anderer hoher Abschlüsse mit zweistelligen Lohnzuwächsen. Zum einen ist das noch eine Nachwirkung der Energiekrise, in deren Zuge die Lebenshaltungskosten drastisch ansteigen. Die Gewerkschaften mussten deshalb hohe Abschlüsse erzielen, um die Kaufkraftverluste ihrer Mitglieder aufzufangen. Zum anderen ist dies aber auch eine Folge des viel beschworenen Fachkräftemangels.

Letztlich ist der Fachkräftemangel für die Beschäftigten etwas Positives: Er verschiebt nämlich das Kräfteverhältnis auf dem Arbeitsmarkt zu ihren Gunsten. Die Zeiten sind vorbei, in denen man froh sein musste, nach zig erfolglosen Bewerbungen endlich einen miesen Job zu bekommen. Mittlerweile müssen die Unternehmen in Konkurrenz um gute Fachkräfte gute Löhne und Arbeitsbedingungen bieten. Experten sprechen deshalb auch von einem Wandel von einem Arbeitgeber- zu einem Arbeitnehmermarkt.

So wundert es nicht, dass auch die Lufthansa willens ist, ihren Beschäftigten mehr zu zahlen. Schließlich will sie vor allem eines vermeiden: wie in den beiden Jahren zuvor wegen Personalmangels Flüge streichen zu müssen.

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