Wiedekings Villa im Visier der Staatsanwaltschaft

ÜBERNAHMEPOKER Ermittler prüfen das Vorgehen von Ex-Porsche-Chef im Machtkampf mit VW

STUTTGART dpa | Bei den Ermittlungen gegen den früheren Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und Exfinanzvorstand Holger Härter sind auch die Privatwohnungen der Manager durchsucht worden. Im Rahmen solcher Ermittlungen sei es die Regel, dass auch die privaten Räumlichkeiten der Verdächtigen ins Visier genommen werden, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Stuttgart am Samstag. Die Ermittler prüfen den Verdacht auf Marktmanipulation und unbefugte Weitergabe von Insiderinformationen beim Übernahmedrama zwischen VW und Porsche.

Dabei geht es unter anderem darum, dass der ehemalige Finanzchef Härter Interna weitergegeben haben soll, die später öffentlich wurden. Außerdem ergründen die Ermittler dem Vernehmen nach die Rolle des Sportwagenbauers im Zusammenhang mit Kursbewegungen der VW-Aktie. Die Staatsanwaltschaft hatte von der Finanzaufsicht Bafin entsprechende Hinweise bekommen und ermittelt laut Spiegel seit Anfang August. Die Bafin war dem Bericht nach von der Handelsüberwachungsstelle in Frankfurt alarmiert worden.

Am vergangenen Donnerstag hatten Beamte die Geschäftsräume von Porsche in der Firmenzentrale in Stuttgart-Zuffenhausen durchsucht und diverse geschäftliche Unterlagen beschlagnahmt.

Der Spiegel schreibt, Porsche soll im Frühjahr 2009 mithilfe einer Frankfurter Bank, die ebenfalls durchsucht worden sei, den Kurs der VW-Papiere auf einem gewissen Niveau stabil gehalten haben. Damit sollte dem Bericht nach verhindert werden, dass es bei großen Kursbewegungen der Aktien zu massiven Verlusten für Porsche kommt. Die Stuttgarter hielten damals knapp 51 Prozent an Europas größtem Autobauer und weitere rund 20 Prozent der Anteile in Form von Optionen zur Kurssicherung. Ein Porsche-Sprecher wies die Vorwürfe am Samstag erneut zurück: „Aus unserer Sicht sind die Vorwürfe gegenstandslos.“

Die Porsche SE hält noch immer knapp 51 Prozent an Europas größtem Autobauer. Der frühere Porsche-Chef Wiedeking und sein Finanzvorstand Härter hatten sich bei der geplanten Übernahme von VW massiv verhoben, einen gewaltigen Schuldenberg angehäuft und mussten schließlich Ende Juli ihren Hut nehmen. Porsche soll nun schrittweise in den VW-Konzern integriert werden. Dabei soll es laut einem Brief, den der neue Porsche-Chef Michael Macht seinen 12.000 Mitarbeitern geschrieben hat, keinen Arbeitsplatzabbau geben.