Die Wochenvorschau für Berlin: Die Kosten des Fischs

Es ist Zeit, an der Debattenkultur zu arbeiten und wieder über Solidarität zu sprechen. Und die richtigen Fragen zu stellen. Bitte: How much is the fish?

Der Musiker H.P. Baxxter steht mit einem Mikrofon in seinem Studio

Mit Scooter wollte es H.P. Baxxter wissen: „How much is the fish?“ Foto: Marcus Brandt/picture alliance/dpa

Doch, man spürt sie schon, diese vergiftete Atmosphäre, die da um einem herrscht rundherum. Zu gerne würde man eigentlich glauben, dass das früher noch nicht so war. Vielleicht nicht wirklich besser. Aber halt nicht so, dass man mit jedem Stichwort gleich auf vermintem Gebiet steht, wo jede Parteinahme nur wie ein weiteres Ausheben von Schützengräben wirkt.

Wenn also das Miteinanderreden nurmehr eskalierend funktioniert: Putingazakriegstreiberbumm. Schon ist alles brav auseinanderpolarisiert. Wieder der Versuch einer Auseinandersetzung explodiert.

Aber das kann ja nicht der letzte Stand einer Debattenkultur bleiben, auch die Frage der Solidarität gilt es diese Woche wieder neu zu wägen. Und vielleicht muss man einfach nur die richtigen Fragen stellen. Bitte: How much is the fish?

Und hopplahopp weiter im Text: Here we go/ Here we go/ Here we go again. Yeah! Das mag jetzt nicht gleich die Welt retten mit dem Kirmestechno, der zu diesen Worten dazu gehört. Manche würden darin sogar wenigstens den musikalischen Untergang des Abendlandes vermuten bei Scooter, die am Dienstag mit ihrem Ballermann-Rave und damit der Fish-Frage nach Berlin kommen. Dort feiern sie in der Mercedes-Benz- beziehungsweise jetzt Uber-Arena erfolgreiches dreißigjähriges Spaßhaben. Kann einen wenigstens vor der Welt retten. Scooter-Frontmann H. P. Baxxter hat auch, wie er sagt, keine Lust, sich mit so was wie Politik abzugeben: „Ist mir zu blöd. Zeitverschwendung. Wir sind eher dafür da, um sich von diesem ganzen Quatsch ablenken zu lassen.“

Keine einfachen Antworten

Dieser ganze Quatsch aber geht halt nicht so einfach weg. „Kontroverse Diskurse“ wollen wiederbelebt, „grundlegende Gesellschaftsfragen“ besprochen und „politische Debatten“ angestoßen werden. Das ist das formulierte Ziel des Debattenforums „Ansichtssache“ der Konrad-Adenauer-Stiftung, in der am Dienstagabend Ilko-Sascha Kowalczuk, Historiker mit Schwerpunkt Aufarbeitung der SED-Diktatur, und Monika Grütters, lange Jahre Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, im Gespräch der Frage nachgehen, welchen Wert vergangene Ereignisse für die zukünftige Gestaltung der Gesellschaft haben. „Komplexe Probleme erlauben keine einfachen Antworten“, heißt es bei der Konrad-Adenauer-Stiftung. Ist man an dem Abend dort, muss man sich aber den Scooter-Spaß ja sowieso verkneifen.

Und die Solidarität. Nicht unbedingt die Gegenthese zur Polarisierung. Aber irgendwie … Um sie wenigstens als Wort mal wieder ins Spiel zu bringen: Im Literaturforum im Brecht-Haus geht es am Mittwoch in einem Podiumsgespräch um politisches Schreiben. Titel der Veranstaltung: „Über die Kunst der Solidarität“.

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