Neues Gesetz im US-Bundesstaat Tennessee: Mehr Waffen werden sicher helfen

Ein neues Gesetz erlaubt es Leh­re­r*in­nen in Tennessee, Waffen verdeckt auf dem Schulgelände zu tragen. Selbst Republikaner stimmten zuvor dagegen.

Ein junges Mädchen hält sich entsetzt die Hand vor das Gesicht, in der anderen Hand hält sie ein Blatt hoch, sie steht mit anderen Aktivisten auf der Galerie, während unten im Capitol über das Waffengesetzt abgestimmt wird

Senator London Lamar: „Ich bitte Sie, das Leben unserer Kinder nicht zu gefährden, indem Sie immer mehr Waffen in die Schulen bringen.“ Foto: Seth Herald/reuters

BERLIN taz | Es ist der älteste Glaubenssatz der US-amerikanischen Waffenlobby NRA: Was hilft gegen böse Typen mit Waffen? Gute Typen mit Waffen! Ganz in diesem Sinne hat am Dienstag die Abgeordnetenkammer des US-Bundesstaates Tennessee ein Gesetz verabschiedet, dass es Leh­re­r*in­nen und Schulangestellten in Zukunft erlaubt, auf dem Schulgelände verdeckt Waffen zu tragen.

Die republikanische Mehrheit, die das Gesetz zuvor bereits durch den Senat gebracht hatte, argumentiert, bewaffnete und trainierte Lehrkräfte seien der beste Schutz der Schü­le­r*in­nen vor Schusswaffenangriffen, den in den USA so häufigen school shootings. Konkret ist das Gesetz eine Reaktion auf den bislang tödlichsten derartigen Vorfall in Tennessee: Vor gut einem Jahr waren an einer privaten christlichen Schule in Nashville drei neunjährige Schü­le­r*in­nen und drei Lehrkräfte von einem in die Schule eingedrungenen Schützen getötet worden. Der Täter wurde Minuten später von eintreffenden Polizeikräften erschossen.

Der Vorfall löste eine Diskussion im Bundesstaat aus: Es müsse sich etwas ändern, forderten vor allem Eltern. Allerdings hatten viele eher daran gedacht, endlich die Waffenkontrollgesetze zu verschärfen, nicht Waffen in Schulen zu erlauben. Und so standen Dutzende Protestierende am Dienstag vor dem Parlamentsgebäude. „Habt ihr endgültig den Verstand verloren?“ und „An euren Händen klebt Blut!“ stand auf ihren Schildern.

Drinnen sagte der demokratische Abgeordnete Bo Mitchell: „Das ist unsere Reaktion auf die Ermordung von Schü­le­r*in­nen und Lehrkräften in einer Schule? Mehr Waffen hinterherzuwerfen? Was stimmt mit uns nicht?“

Ähnlich hatte zuvor auch der demokratische Senator London Lamar aus Memphis gefleht: „Ich bitte Sie, das Leben unserer Kinder nicht in Gefahr zu bringen, indem Sie mehr und mehr Waffen in die Schulen bringen.“ Selbst einige republikanische Abgeordnete, grundsätzlich meist kein Anhänger des Ausbaus von Waffenkontrolle, stimmten jetzt gegen das Gesetz. Die übergroße Mehrheit brachte es dennoch durch.

Allerdings kann nicht jede Lehrkraft einfach bewaffnet in die Schule kommen. Voraussetzung ist ein Waffenschein, die Zustimmung des Vorgesetzten, des Bezirks und der Polizei. Dazu kommt die Pflicht zu 40 Stunden Training, ein Backgroundcheck und die Abgabe von Fingerabdrücken. Wer dann eine Waffe trägt, wird öffentlich nicht bekannt. Selbst Eltern werden nicht darüber informiert, ob ihre Schule sich an dem Programm der Lehrkräftebewaffnung beteiligt oder nicht.

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