Mehr Hass und Gewalt

Initiative registriert beunruhigenden Anstieg queerfeindlicher Übergriffe

Ein schwuler Mann, der in Neukölln auf der Straße von einer Dreiergruppe beleidigt und am Kopf verletzt wird. Zwei in der Öffentlichkeit Hand in Hand gehende Frauen, von denen eine von einem Jugendlichen so hart ins Gesicht geschlagen wird, dass sie einen Knochenbruch erleidet. Das sind nur zwei von insgesamt 685 Fällen von Beleidigungen und Übergriffen gegen Schwule, Lesben, Queers, trans und intersexuelle Personen, die im vergangenen Jahr von dem Anti-Gewalt-Projekt Maneo gezählt wurden.

Laut dem am Mittwoch vorgestellten „Maneo-Report 2023“ hat die Initiative damit 23 Prozent mehr Vorfälle als im Vorjahr (2022: 557) registriert. Bei den 2023 erfassten Taten handelte es sich demnach vor allem um Beleidigungen (32 Prozent), versuchte und erfolgte Körperverletzungen (31 Prozent) und Nötigungen und Bedrohungen (27 Prozent). „Wir sind über das Ausmaß der Gewalt beunruhigt, weil Übergriffe teils langanhaltende Spuren und Verletzungen bei Betroffenen hinterlassen“, erklärte Maneo-Leiter Bastian Finke.

Ob es tatsächlich zu mehr Taten kam oder ob die Opfer sich mehr als früher mit ihren Erlebnissen an das Anti-Gewalt-Projekt wenden, lässt sich schwer sagen. Maneo zufolge sprechen die hohen Zahlen „auch für eine langsam wachsende Bereitschaft, Übergriffe nicht weiter zu verschweigen, sondern darüber zu sprechen“.

Zu den erfassten Fällen zählten auch 85 Übergriffe gegen Ini­tiativen, Gedenkorte und Teil­neh­me­r:in­nen von Veranstaltungen. Szene-Einrichtungen seien beschossen oder mit Buttersäure oder Reizgas traktiert und Scheiben eingeworfen worden. Mit­ar­bei­te­r:in­nen seien bedroht und beleidigt worden. Die meisten Übergriffe, so Maneo, geschahen in der Innenstadt, vorneweg mit 24 Prozent aller Fälle in Schöneberg.

Maneo-Leiter Bastian Finke forderte den schwarz-roten ­Senat auf, endlich mehr zu tun, um „den Schutz unserer Ein­richtungen und Events sicherzustellen“. (dpa, taz)