Der Boden wird knapp

Weil immer mehr Fläche zugebaut wird, wird es für Windräder eng

Satte 52 Hektar – das entspricht 72 Fußballfeldern – werden jeden Tag in Deutschland als Baugrund neu ausgewiesen. Neue Wohngebiet entstehen, Fabriken siedeln sich an, Straßen erhalten zusätzliche Spuren: Immer mehr Boden verschwindet unter Beton und Asphalt.

Von der Gesamtfläche Deutschlands mit 357.595 Quadratkilometern nutzt die Landwirtschaft gut die Hälfte, so das Statistische Bundesamt. Ein knappes Drittel Deutschlands ist von Wald bedeckt. 14,5 Prozent sind besiedelte Fläche.

Doch der Anteil der landwirtschaftlich genutzten Fläche sinkt stetig, weil Äcker und Wiesen in bebauten Raum umgewandelt werden. Gerade in ländlichen Regionen sind platzfressende Einfamilienhäuser das gängige Wohnmodell.

Gleichzeitig wächst der Bedarf an Boden für andere Zwecke. Um die Energiewende zu schaffen, hat die Ampelregierung aus SPD, Grünen und FDP im Frühjahr 2023 das „Wind-an-Land-Gesetz“ durch den Bundestag gebracht. Es schreibt verbindlich vor, dass die Länder bis zum Jahr 2032 zwei Prozent ihrer Fläche für Windräder ausweisen.

Die Umsetzung erfordert große Anstrengungen – und wird Platz brauchen. Denn bislang sind bundesweit nur 0,8 Prozent der Landesfläche für Windkraftanlagen an Land ausgewiesen. Davon sind bisher nur 0,5 Prozent tatsächlich verfügbar.

Bis 2030 sollen auch in allen EU-Ländern 30 Prozent ihrer Fläche als Naturschutzgebiet eingestuft werden, so hat es die UN-Biodiversitätskonferenz beschlossen. Doch von diesem Ziel ist Deutschland meilenweit entfernt, steht sogar im EU-Vergleich fast als Schlusslicht da: Nur 0,6 Prozent der Landesfläche haben den geforderten strengen Schutzstatus. Eigentlich hätte die Bundesrepublik bereits 2023 Flächen melden müssen, diese Frist aber verstreichen lassen, bedauert der Nabu.

Die Bundesregierung verfolgt das Ziel, den Flächenfraß bis 2030 auf unter 30 Hektar pro Tag zu reduzieren. 2050 soll eine „netto Null im Sinne einer Flächenkreislaufwirtschaft“ erreicht sein. Dazu sollen Grundstücke „nachgenutzt“ und neue Gebäude auf oder zwischen bereits bebauten Flächen errichtet werden. Allerdings liegt die Planung meist bei den Kommunen – und die erschließen lieber neue Wohn- und Gewerbegebiete, statt Flächen mühsam zu entsiegeln und neu zu überplanen. Esther Geißlinger