Rasende Radler

Manche Be­sit­ze­r:in­nen von E-Bikes steigern deren Leistung technisch. Fahrrad-Expert:innen fordern ein Verbot entsprechender Bausätze

Von Leonie Vogelsang

Mit 60 Kilometern pro Stunde auf dem Rad: So schnell war ein Radler in Baden-Württemberg unterwegs, wie die Schwäbische Zeitung am Wochenende berichtete. Hinter dem Tempo steckte allerdings nicht nur Muskelkraft. Der Mann hatte ein E-Bike – und dieses leistungsgesteigert.

E-Bikes, auch Pedelecs genannt, haben eine motorisierte Tretunterstützung. Die ermöglicht normalerweise bis 25 Kilometer pro Stunde. Beim Tuning wird dieser Grenzwert bewusst überschritten, wie bei dem Beispiel aus Baden-Württemberg. In den meisten Fällen werden die Räder dann zu sogenannten S-Pedelecs, mit einer Motorunterstützung bis zu 45 Kilometern pro Stunde. Die gelten dann nicht mehr als Fahrräder und es gilt zum Beispiel eine Helm- und Führerscheinpflicht.

Wie viele solcher getunten Pedelecs es gibt, ist nicht leicht zu bestimmen. In Baden-Württemberg stellte die Polizei im vergangenen Jahr 145 Exemplare fest. Im Jahr 2022 waren es noch 80 gewesen. „Im Zuge der zielgerichteten Verkehrsüberwachung legt die Polizei auch ein besonderes Augenmerk auf technisch manipulierte Pedelecs“, erklärt eine Sprecherin des Innenministeriums Baden-Württemberg gegenüber der taz.

Der Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) rät grundsätzlich vom Umrüsten von Pedelecs ab. „Pedelec-Tuning ist in mehrfacher Hinsicht gefährlich“, betont ADFC-Rechtsexperte Roland Huhn gegenüber der taz. „Physisch gefährlich ist das Pedelec-Tuning durch die unsachgemäße Belastung des Rads durch die höhere Geschwindigkeit.“ Aber auch finanziell gebe es Folgen, da das getunte Rad nicht versichert sei. Er empfiehlt ein Verbot des Verkaufs von Tuning-Bausätzen, wie Frankreich es bereits eingeführt habe. „Kontrollen von Millionen Pedelecs auf deutschen Straßen kann die Polizei nicht leisten“, begründet er den Vorschlag.

Vor getunten Pedelecs warnt auch die Prüfgesellschaft Dekra. Vor allem die Bremsen seien der Belastung oft nicht gewachsen. „Natürlich kann eine normale Pedelec-Scheibenbremse aus 40 Kilometern pro Stunde an der Ampel abbremsen. Sie kann es auch mal bei 60 Kilometern pro Stunde“, so Dekra-Unfallanalytiker David Freibott. Dauerhaft gehe das aber nicht.