„Die Berliner Luft wird gesünder“

Trotz der veränderten Entsorgung steigen die Müllgebühren nicht, sagt Ingeborg Junge-Reyer – schließlich sind sie schon zu Beginn des Jahres angehoben worden

taz: Frau Junge-Reyer, ab sofort darf der Müll der Berliner nicht mehr unbehandelt auf Deponien landen. Was ändert sich dadurch?

Ingeborg Junge Reyer: Es ist ja nicht so, dass unsere Abfallpolitik von heute auf morgen umgekrempelt wird. Wir wussten schon lange, was auf uns zukommt und haben unsere Planungen gemeinsam mit der Stadtreinigung auf die neue Richtlinie ausgerichtet. Die neuen Verarbeitungsanlagen und -techniken, die durch die Vorgaben nötig geworden sind, machen die Berliner Abfallentsorgung jetzt noch flexibler.

Was haben die Bürger davon?

Sie werden zunächst einmal gar nicht so viel merken. Aber indirekt wird die Lebensqualität natürlich davon profitieren, dass nicht mehr so viele Giftstoffe von den Deponien ins Grundwasser sickern. Auch die Metangase, die der Verrottungsprozess freisetzt, werden verringert. Die Berliner Luft wird langfristig also gesünder.

Die Kosten für die Umstellung bei der Abfallentsorgung sind hoch. Bedeutet das auch eine erneute Erhöhung der Müllgebühren?

Die Gebühren wurden ja zu Beginn des Jahres angehoben, auch vor dem Hintergrund der jetzt in Kraft tretenden Richtlinie. Eine weitere Erhöhung steht zu diesem Zeitpunkt außer Frage.

Die Kooperation mit Privatunternehmen bei Aufbau und Betrieb der neuen Verarbeitungsanlagen weicht die Monopolstellung der Berliner Stadtreinigung (BSR) auf. Ist das ein Modell für die Zukunft?

In jedem Fall. Die BSR hat ja von sich aus eine Ausschreibung für private Anbieter gewollt. Und die Zusammenarbeit bietet allen Seiten Vorteile. Die BSR bringt langjährige Erfahrung und logistische Kenntnisse ein, die Unternehmen haben hoch spezialisiertes technisches Know-how.

Hat die Abfallpolitik des rot-roten Senats eine Zukunft, auch im Hinblick auf die Abgeordnetenhauswahl im kommenden Jahr?

Wir sind auf einem sehr guten Weg, mit innovativer Entsorgungstechnik zu einem umweltfreundlichen Berlin beizutragen. An Spekulationen zur Landtagswahl beteilige ich mich nicht. Unsere Abfallpolitik wird Erfolg haben, und zwar mit der Fortsetzung dieser Regierung.

INTERVIEW: CHRISTO FÖRSTER