LESERINNENBRIEFE
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■ betr.: „So kann Frieden klappen“, taz vom 19. 8. 09

Zivile Konfliktbearbeitung

Fabelhaft, dass die taz so prominent über den Zivilen Friedensdienst berichtet, der sehr engagiert eine höchste komplizierte aber doch neue, richtungsweisende Aussöhnungsarbeit erprobt. Eine friedensorientierte neue Außenpolitik der Bundesregierung wird daraus allerdings noch lange nicht, setzt die Bundesregierung doch nach wie vor im Gegensatz zur gesellschaftlichen Mehrheitsmeinung auf den militärischen Ausbau weltweiter militärischer Interventionskapazitäten.

Eine neue friedensorientierte Politik muss sich stattdessen auf Strategien der Zivilen Konfliktbearbeitung stützen. Die zentralen Grundsätze sind, ohne militärische Drohung und Militäreinsätze zu arbeiten, sich um die Schaffung von Vertrauen und Kooperation zum beidseitigen Nutzen zu bemühen, bei bereits gewalttätig eskalierten Konflikten kommt hinzu: Konflikttransformation von der militärischen auf die politische Ebene, Vertrauensbildung durch einseitige Schritte und Vorleistungen. Bekenntnis zu einer Politik der Aussöhnung und des gegenseitigen Respekts. Annehmbarkeit der Vorschläge für alle Seiten. Alle Akteure sind einzubeziehen, die gesellschaftlichen, die staatlichen und die internationalen. Hier wird von Friedensbewegungen in vielen Teilen der Welt wie auch von der Friedensforschung viel geleistet. Alternative Szenarien wurden, wie in dem deutschen Monitoring-Projekt zu Afghanistan und jetzt zum türkisch-kurdischen Konflikt, erarbeitet. Schön, wenn auch diese Seite sichtbar würde. ANDREAS BURO, Grävenwiesbach

■ betr.: „Handy raus, Licht an“, taz vom 19. 8. 09

Humbug!

Was soll an der „Dial4Light“ Idee bahnbrechend sein? Es gibt sicher auch in Dörentrup Bürger ohne Mobiltelefon oder solche, die sich nicht online registrieren wollen, um in den Genuss von Straßenbeleuchtung zu kommen. Außerdem verursacht dieses System laufende Kosten. Könnte man da nicht, wie in jedem Treppenhaus auch, einfach Lichtschalter am Anfang jeder Straße an die jeweilige Laterne anbringen? Damit wäre nach einmaliger Installation die Beleuchtung auch wirklich jedem zugänglich. Vor allem auch Besuchern. Technischer Fortschritt? Humbug ist das! KORBINIAN JANKOWSKY, München

■ betr.: „Wut über Doppelbotschaft“, taz vom 20. 8. 09

Persönlich beleidigt

Es ist beschämend, dass von Frauen verlangt wird, durch entsprechende Kleidung ihre Moral zur Schau zu stellen, und dass bestimmte Frauen dieser Forderung – gedankenlos oder willentlich – nachkommen. Ich fühle mich durch Frauen mit unförmigen langen Gewändern und Kopftuch persönlich beleidigt. Diese tragen ihre „Anständigkeit“ wie eine Monstranz vor sich her und geben allen anders gekleideten damit zu verstehen: „Ich bin anständig, du nicht.“ Besser sollten diese Frauen ihre Söhne so erziehen, dass sie allen Frauen, egal wie gekleidet, Achtung entgegenbringen. ANGELIKA FIEDEL, Lehrte

■ betr.: „Der Bionade-Streit prickelt nicht“, taz-Online-Umfrage vom 16. 8. 09

Ich fühle mich so ausgegrenzt

Als Online-Junkie komme ich an Online-Umfragen kaum vorbei. Als taz-Fan beobachte ich natürlich auch eure Befragungen. Aber die Bionade-Umfrage zeigt ganz deutlich, wo der Hase im Pfeffer liegt: Wollt ihr den SPD-Wahlkampf kritisieren nach dem Motto, wenn politische Inhalte nicht ziehen, dann vielleicht hilft das Schmücken mit einem Life-Style-Produkt? Warum schiebt ihr dann den schwarzen Peter mir als Leser zu, ob ich Bionade noch trinken darf oder nicht, nur weil Herr Steinmeier im Rahmen seines Wahlkampfs Productplacement vollzieht? Was soll ich antworten, wenn ich Bionade nicht zu teuer finde, mir diese nicht schmeckt und letztendlich die Diskussion darum am A*** vorbeigeht? Welcher Meinung muss ich sein? Ich fühle mich schrecklich ausgegrenzt. HANS-DIETER SCHNÖRR, Berlin