LESERINNENBRIEFE
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Finger in die Wunde gelegt

■ betr.: „Was noch gesagt werden muss“ u. a., taz vom 10. 4. 12

das geschrei über das grass-gedicht zeigt, wie notwendig eine diskussion über die jetzige regierung in israel ist. die politik des regierungschefs ist auf konfrontation aus – beispiel siedlungspolitik und vieles mehr. grass hat den finger in die wunde dieser reaktionären politik gelegt und das musste sein.

das selbst die spd sich von grass absetzen will, zeigt, wie sehr sich die partei von der medienmeute dirigieren lässt, während ihr repräsentant schröder bei gasprom und einem sogenannten lupenreinen demokraten putin seine politik für deutschland macht.

KARL HEINZ KAMMERTÖNS, Dortmund

Sich gegenseitig Mut machen

■ betr.: „Einreiseverbot und Dichterverteidigung“, taz.de v. 9. 4. 12

Schlicht und ergreifend: Grass hat recht. Er hat in vielerlei Hinsicht recht, vor allem aber hinsichtlich der Tatsache, dass unsere Stimmen sich gegenseitig finden müssen, um zu äußern, was jeder längst weiß, was aber von Gerüchten und vorschnellen Beschuldigungen des Antisemitismus verhüllt wurde. Nicht im Gewand des Neuartigen oder plötzlicher politischer Erleuchtung, sondern eher, um sich gegenseitig Mut zu machen, zu sprechen, wenn die israelische Maschinerie uns fest entschlossen als Kriminelle und Monster abtut, aus dem eigenen Land ausschließt, uns beleidigt und beschimpft als die Erben Hitlers.

Mit der Forderung an Israel, sich verantwortlich zu zeigen und Gerechtigkeit walten zu lassen, spricht Grass mit meiner Stimme, der Stimme eines Juden. Und falls die Worte von Grass tatsächlich etwas dazu beitragen, den vom Likud angestrebten Kriegsmarsch in den Iran zu verhindern, wird Grass mehr als ein Leben gerettet haben, was dem Talmud zufolge bedeutet, die ganze Welt zu retten.

MARTIN GAK, Berlin

Debatte sachlich führen

■ betr.: „Streit über Grass wird schriller“ u. a., taz vom 7. 4. 12

Es wird mittlerweile eine groteske und verlogene Debatte geführt – vor allem von etablierten Parteipolitikern. Für mich ist jedenfalls nicht erkennbar, dass bisher nennenswerter internationaler Druck auf Atomwaffenstaaten wie Israel, Indien, Pakistan (Nordkorea ausgenommen) ausgeübt wurde, dem Atomwaffensperrvertrag beizutreten und diesen endlich zu ratifizieren. Es wäre daher nicht nur konsequent, sondern das mindeste, jegliche Lieferungen von atomwaffenfähigen U-Booten an diese Staaten zu verweigern.

Doch diese banale Logik bleibt ebenso unerwähnt wie die Tatsache, dass der U-Boot-Deal an Israel auf eine Übereinkunft aus dem Jahr 2005 zurückgeht, die noch in die rot-grüne Regierungszeit von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) fiel. Eine Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle und Verantwortung ist überfällig, immerhin zählt Deutschland auch zum weltweit drittgrößten Waffenexporteur. Doch dafür müsste die aufgeregte Debatte endlich wieder sachlich werden, statt sich mit Beleidigungen und Verunglimpfungen zu überbieten. DAVID PETERSEN, Hannover

Was soll das Geschrei?

■ betr.: „Kritik an Israel wird lauter“, taz vom 10. 4. 12

Was soll das Geschrei darum, Grass zur persona non grata zu erklären? Wer mich mit einem Pamphlet in übelster Weise diffamiert, den werde ich nicht mehr in mein Haus lassen. Also?

HELGA POHL, Hamburg