Wählen kann tödlich sein

AFGHANISTAN Mit Terroranschlägen wollen die Taliban die Wahlen sabotieren. Über 300.000 Sicherheitskräfte im Einsatz. Regierung beschränkt Pressefreiheit am Wahltag

BERLIN afp/taz | Unmittelbar vor der Präsidentschaftswahl in Afghanistan haben die Taliban mit weiteren Angriffen Angst und Schrecken in der Bevölkerung geschürt. Am Mittwoch seien 20 Kämpfer und Selbstmordattentäter nach Kabul vorgedrungen; dort warteten sie auf Anweisungen, sagte ein Taliban-Sprecher. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief trotz der Gefahr zu einer regen Wahlbeteiligung auf.

Zuvor hatten vier Talibankämpfer nach Angaben des Sprechers Sabihullah Mudschahed eine Bank in Kabul überfallen. Während eines Feuergefechts seien drei der Angreifer von Sicherheitskräften getötet worden, sagte ein Polizeisprecher. Der Banküberfall sei Teil einer Serie von geplanten Angriffen. Die Taliban rufen zum Boykott der Wahlen auf und drohen mit Anschlägen auf Wahllokale.

Bei mehreren Bombenexplosionen kamen im Süden und im Osten des Landes mindestens zehn Menschen ums Leben. Darunter waren nach Angaben der Wahlbehörden zwei Wahlhelfer.

Unterdessen geriet die Regierung wegen des Versuchs, die Wahlberichterstattung zu kontrollieren, in die Kritik. Sie hatte die Medien aufgefordert, am Wahltag nicht über Anschläge zu berichten, um eine hohe Beteiligung zu ermöglichen. Der Präsident des Journalistenverbandes, Rahimullah Samander, bezeichnete das Verbot als verfassungswidrig. Er erklärte, dass sich Journalisten der Anordnung widersetzen würden. Auf den Wahlzetteln stehen 41 Kandidaten, darunter zwei Frauen, doch zehn von ihnen haben bereits aufgegeben. Laut Umfragen liegt Präsident Hamid Karsai in der Gunst der mehr als 15 Millionen Wahlberechtigten vorne. Falls er im ersten Wahlgang nicht die notwendige absolute Mehrheit erreicht, kommt es zu einer Stichwahl. Zum Schutz der Wähler sind über 300.000 Sicherheitskräfte im Einsatz.

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