Die Grünen bleiben sitzen

Schröder will sie nicht mehr, Lafontaine greift sie von links an: Für die Grünen ist die Koalition mit der SPD zum Gefängnis geworden. Damit schadet die Partei sich selbst. Doch von Ausbruch ist keine Rede SEITE 3

Für die Grünen ist die Koalition mit der SPD zum Gefängnis geworden – und Gerhard Schröder hat den Schlüssel mitgenommen. Der SPD-Vorsitzende will bis zum 18. September auf eigene Rechnung kämpfen. Damit kündigt er das Versprechen auf, das er Joschka Fischer bereits ein Jahr nach der letzten Wahl gab: Auch bei der nächsten Bundestagswahl treten wir gemeinsam an. Jetzt lautet seine Botschaft an die Grünen: Seht, wo ihr bleibt.

Trotzdem stehen die Grünen wie erstarrt. Ihre Zweifel sind verständlich. Ist es nicht absurd, die Koalition noch vor dem 18. September aufzukündigen? Nicht absurder als der Entschluss von Schröder und Müntefering, Neuwahlen auszurufen. Indem die Sozialdemokraten den Bürgern ein Jahr der Lähmung ersparten, haben sie den Bürgern ein letztes Mal imponiert – und die eigenen Wahlchancen verbessert. Die Grünen haben dieselbe Chance: Wenn sie jetzt den Einstieg in den Ausstieg finden, handeln sie kühn, aber konsequent. Und sie gehen mit sich, ihren Wählern und dem Land ehrlicher um, als wenn sie sich bis zum 18. September schleppen. PATRIK SCHWARZ