Kies und Schotter für alle

FESTIVAL Am angestammten Platz entsteht längst die Landesgartenschau Norderstedt 2011. Das unkommerzielle „Schall & Rausch“-Festival findet trotzdem statt

Die „Costa Kiesa“ nutzen die Norderstedter seit Jahrzehnten für eine kurze Auszeit

VON ROBERT MATTHIES

Ein See mit einem kleinen Strand, eine große Wiese, kleine Baumgruppen am Ufer. Ihren Stadtpark rund um die „Costa Kiesa“ genannte Kiesgrube an der Schleswig-Holsteiner-Straße nutzen die Norderstedter seit Jahrzehnten für eine kurze Auszeit: zum Grillen, Sonnenbaden, Schwimmen trotz Badeverbot oder Party feiern – kostenlos und allen frei zugänglich.

Einmal im Jahr verwandelt sich der Park sogar in ein richtiges Festivalgelände. Seit 16 Jahren findet dort bereits das freie, selbstverwaltete und unkommerzielle Festival „Schall & Rausch“ statt, als ein „erleb- und fühlbarer Ausdruck eines Bedürfnisses nach einer Gesellschaft ohne Unterdrückung, Ausbeutung und Intoleranz“. Die Erlaubnis der Stadt, im öffentlichen Raum Livebühnen, Essensstände, Workshopzelte, DJ-Pulte und ein kleines Zeltdorf aufzubauen, holt man dabei traditionell gar nicht erst ein. Geräumt wurden die Feiernden bislang aber noch nicht.

Auch an diesem Wochenende findet wieder ein „Schall & Rausch“-Festival statt. Aber vieles ist in diesem Jahr anders. Statt auf der großen Wiese findet das Festival diesmal 300 Meter weiter südlich statt – am angestammten Platz baut die Stadt längst für ihr Prestigeprojekt Landesgartenschau 2011. Unter dem Motto „Ideen in Natur“ wird das 72 Hektar große Gebiet rund um die Kiesgrube für 20 Millionen Euro in drei Bereiche unterteilt: einen „Waldpark“, einen „Seepark“ und einen „Feldpark“, dazu Spielplätze, Hallenschauen, Themengärten und Rundwege. Das seit Jahrzehnten genutzte Naherholungsgebiet soll so „dauerhaft zu einem Naherholungsgebiet für Jung und Alt werden“. Mit dem freien Zugang für alle ist dann allerdings Schluss: Wer baden will, wird zukünftig bezahlen müssen. Schon jetzt kann man nicht mehr in die Fluten springen, das Ufer des Sees ist bereits abgesperrt.

Schwimmsachen kann man morgen also trotz des warmen Wetters getrost zu Hause lassen. Ansonsten aber können sich erfahrene „Schall & Rausch“-BesucherInnen auf Gewohntes und Bewährtes freuen: die Bands stammen wieder überwiegend aus dem bodenständigeren Punkbereich, FreundInnen anderer Musik verlassen sich auf die DJs. Und Eintritt zahlt hier zumindest immer noch niemand.

■ Fr, 21. 8. bis So, 23. 8., „Costa Kiesa“, Stormarnstraße / Norderstedt, www.schallundrausch-festival.de