DIE WERBEPAUSE
: Des Diktators neuerliches Ende

Wenn jemand einen rassistischen oder sexistischen Witz erzählt, kann man denjenigen konfrontieren. Aber was tun, wenn eine TV-Werbung solche Witze beinhaltet? Einfach angewidert den Bildschirm anstarren? Als ich in der vorletzten Woche den Fernseher angebrüllt habe, konnte ich nachvollziehen, warum meine Oma manchmal mit der Glotze spricht.

Eine türkische Kosmetikfirma hatte eine Männershampoo-Werbung mit Adolf Hitler produziert. Der Nazidiktator forderte alle „richtigen“ Kerle zum Kauf der Marke Biomen auf. Unter anderem mit den Worten: „Wenn du nicht das Kleid einer Frau trägst, dann solltest du auch nicht ihr Shampoo verwenden.“

Viele KollegInnen waren wie ich schockiert. Wir waren schockiert als Leute mit jüdischen Freunden und Nachbarn, und wir waren schockiert als Leute, die „hundertprozentige Männer“, die Gewalt an Frauen ausüben, verurteilen. Ich schämte mich dafür, zur Mehrheitsgesellschaft dieses Landes zu gehören. Diese ist nicht die erste rassistische und sexistische Werbung in der Türkei. Aber es ist das erste Mal, dass so viele gegen eine derartige Werbung protestiert haben. Wir haben in Zeitungen Artikel veröffentlicht, dem Unternehmen und der Werbefirma Marka E-Mails geschrieben, wir haben ein Trendtopic auf Twitter gemacht, mit dem türkischen Dachverband für Radio und Fernsehen telefoniert und ein Ende dieser Werbung gefordert.

Innerhalb von zwei Tagen waren wir erfolgreich, und die Werbung wurde verboten. Nun muss noch der Kosmetikonzern zur Rechenschaft gezogen werden. Denn er verhöhnt hunderte degradierte Frauen und solche, die von ihren Brüdern, Vätern oder Ehemännern umgebracht wurden. Wir haben genug von diesen abscheulichen Witzen.

ELIF TÜRKÖLMEZ

Übersetzung: Isil Nergiz

■ Die Autorin schreibt für die linke türkische Zeitung Radikal