Ökumene: Einheit in der Verschiedenheit

Die christliche Welt hat zwei große Spaltungen erfahren: Im Jahr 1054 einerseits, als die damals noch einheitliche Kirche des Abendlands in eine westliche, römisch-katholische Kirche unter dem Papst und eine östliche, orthodoxe Kirche zerbrach. Andererseits ab 1517, als sich mit Martin Luther die Westkirche erneut in eine Rom-treue Linie und eine protestantische spaltete. Seitdem ringen die Christen, also alle Getaufte, um die Ökumene.

Das aus dem Griechischen stammende Wort Ökumene bedeutet „die ganze bewohnte Erde“ und bezeichnet das Miteinander der christlichen Kirchen. Die Ökumene sieht sich als Einheit in der Verschiedenheit, bei der verbleibende Unterschiede miteinander versöhnt werden.

Im 1948 gegründeten Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) mit Sitz in Genf sind 347 Kirchen protestantischer, anglikanischer, orthodoxer und altkatholischer Konfession aus aller Welt verbunden – die römisch-katholische Kirche gehört formal dem ÖRK nicht an, arbeitet darin aber mit. In dem Konzil wurde 1964 das Dekret über den Ökumenismus „Unitatis redintegratio“ beschlossen, das es als eine der Hauptaufgaben der katholischen Kirche bezeichnet, „die Einheit aller Christen wiederherstellen zu helfen“.

Unter Papst Johannes Paul II. verabschiedeten der Lutherische Weltbund und der Vatikan 1999 in Augsburg eine Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre. Auch zur orthodoxen Kirche knüpfte Rom Beziehungen, was 1995 im apostolischen Brief über die östlichen Kirchen „Orientale Lumen“ und in der päpstlichen Enzyklika „Ut unum sint“ resultierte. GES