Landtag ist Männersache

In der CDU-Landtagsfraktion ist der Frauenanteil um fast die Hälfte geschrumpft. Nur elf Frauen sind ins Parlament eingezogen. Die Frauenunion ist geschockt und will an die Kreisverbände appellieren

VON NATALIE WIESMANN

Die Zukunft Nordrhein-Westfalens ist schwarz-gelb und männlich: In den Fraktionen von CDU und FDP werden gerade einmal 14 Frauen sitzen. Bei der CDU ist der Anteil der Frauen um fast die Hälfte geschrumpft: Während im letzten Landtag 22 Prozent der Abgeordneten weiblich war, sind es jetzt nur noch zwölf Prozent – und damit elf Frauen. Bei der Fraktion des zukünftigen Koalitionspartners FDP ging wie im letzten Jahr jeder vierte Platz an eine Frau – das sind dann insgesamt drei Abgeordnete.

„Wir sind geschockt“, sagt Silvia Gränzdörffer-Bucher, Geschäftsführerin der Frauenunion in NRW. Auf der Landesliste sei zwar jeder dritte Platz an eine Frau vergeben worden. „Bei den vergangenen Wahlen hat das Frauenquorum auf der Liste als Regulativ gewirkt“, so Gränzdorffer-Bucher. Doch die Liste hat bei der Wahl am vergangenen Sonntag nicht gezogen. Niemand in ihrer Partei hätte bei der Listenaufstellung im November 2004 damit gerechnet, so viele Direktmandate zu holen – diese würden immer noch hauptsächlich von Männern besetzt.

Die Unionsfrauen wurden vor allem im Ruhrgebiet aufgestellt – wo sie kaum Chancen hatten. „Das ist richtig“, sagt Gränzdorffer-Bucher. Doch darauf hätte die Landespartei keinen Einfluss, „die Kreisverbände entscheiden autonom“. Die Frauenunion wolle jetzt aber an die Kreisverbände appellieren, mehr Frauen aufzustellen. „Ich würde mir wünschen, dass sie sich freiwillig verpflichten, bei vier Wahlbezirken mindestens einen Platz weiblich zu besetzen.“ Für eine verbindliche Quote bei der Aufstellung von DirektkandidatInnen müsse aber das Bundesstatut verändert werden. „Um das zu erreichen, brauchen wir eine Zweidrittel-Mehrheit“, so Gränzdorffer-Bucher.

„Dieses Ergebnis hat die Frauen im Land deprimiert, keine Frage“, sagt auch die bisherige frauenpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Regina van Dinther. Doch Jürgen Rüttgers habe in der gestrigen Fraktionssitzung angekündigt, er wolle auf die mangelnde Repräsentation von Frauen in seiner Fraktion reagieren. „Er sieht sich verpflichtet, auch weil ihn überdurchschnittlich viele Frauen gewählt haben.“ Ob die Unionsfrauen deshalb mit mehr als einem Ministerposten rechnen dürfen, kann van Dinther nicht bestätigen – bisher ist nur Christa Thoben als Wirtschaftsministerin im Spiel. Sicher sei sie, dass „die Frauen viele Funktionen in der Fraktion, als Sprecherinnen und Vorsitzende von Ausschüssen erhalten“.

In der Opposition ist der Frauenanteil höher. Bei der SPD ist er angestiegen, die Quote wird mit 41 Prozent sogar überfüllt. Nur eine Folge der Wahlniederlage: Bei einem Sieg der GenossInnen hätte die Zusammenstellung der Geschlechter in der Fraktion ganz anders ausgesehen. Die Direktkandidaturen gingen zum Ärger der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen zu 70 Prozent an Männer. Nur weil die SPD den Großteil ihrer Direktmandate verloren hat, zog die Landesliste mit ihrer 40-Prozent-Quote. Bei den Grünen ist der Frauenanteil von einem hohen Niveau leicht gesunken, auf etwa 50 Prozent.

Insgesamt ist der Anteil der Politikerinnen im nordrhein-westfälischen Landtag um vier Prozent auf 27 Prozent gesunken. Nicht einmal jede dritte Abgeordnete ist weiblich.