„Plapperwasser geholt“

Der Ostermarkt im Völkerkunde-Museum eröffnet

■ 59, ist seit 1992 Direktor des Hamburger Museums für Völkerkunde. Zuvor Leiter der Europa-Abteilung des Berliner Völkerkunde-Museums.

taz: Herr Köpke, warum brauchen wir den 28. Norddeutschen Ostermarkt?

Wulf Köpke: Das ist eine Frage, die wir uns derzeit auch stellen. Als der Markt eingerichtet wurde, war er noch eine Art Nachhilfe in christlichen Bräuchen.

Inwiefern?

Die Leute hier konnten damals nicht mehr viel mit Ostern anfangen. Deshalb haben wir Menschen eingeladen, die diese Bräuche noch lebten. Da sie keine Standgebühren zahlen mussten und der Markt grundsätzlich nicht auf Gewinn zielt, hatten sie Zeit, den Hamburgern von den Osterbräuchen zu erzählen.

Das machen Sie nicht mehr?

Nur noch selten. Der Markt ist sehr kommerziell geworden.

Warum das?

Weil wir – bedingt durch unsere fast zehnjährige Umbauphase – seit Jahren keine begleitende Ausstellung zu Osterbräuchen mehr machen, wie wir es in den ersten Jahren getan haben. Das wollen wir künftig wieder tun.

Welche Bräuche sind eigentlich spezifisch norddeutsch?

Meine Großmutter, die aus der Nähe von Kiel kam, hat zum Beispiel noch das Osterwasser geholt.

Wo denn das?

Aus einer heiligen Quelle, wie es sie in den 50er Jahren in Bargteheide gab. Dort haben die Mädchen am Ostermorgen vor Sonnenaufgang Wasser geschöpft und schweigend nach Hause getragen. Sie glaubten, sie bekämen eine schöne Haut, wenn sie sich damit wuschen.

Mit Erfolg?

Nicht immer. Die Jungen haben sich nach Kräften bemüht, die Mädchen zum Lachen und Schwatzen zu bringen.

Und dann wirkte es nicht mehr.

Nein. Dann war es ja Plapperwasser.  INTERVIEW: PS

Eröffnung: 18 Uhr, Museum für Völkerkunde. Der 28. Norddeutsche Ostermarkt dauert bis 1. 4.