BMW ruft 1,3 Millionen Autos zurück

FAHRZEUGE Kleiner Fehler, große Wirkung: BMW gesteht Probleme mit der Batteriekabel-Abdeckung ein

BERLIN taz | Auch Spitzentechnologie aus Deutschland kann anfällig sein – wie der Autokonzern BMW, der sich selbst als Premiumhersteller sieht, jetzt einräumen muss. Ein relativ kleiner Fehler führt nun zur „größten Rückrufaktion der jüngeren Vergangenheit“, wie ein Konzernsprecher der taz sagte. Weltweit seien 1,3 Millionen Fahrzeuge der 5er- und 6er-Reihe aus den Baujahren 2003 bis 2010 betroffen, in Deutschland 290.000 Fahrzeuge.

Sorge bereitet die Batteriekabel-Abdeckung im Kofferraum der Fahrzeuge. Diese könne in seltenen Fällen nicht korrekt montiert sein, was zu Bordnetzstörungen, Nichtstartern oder schlimmstenfalls zu einem Brand führen könne. Der Fehler könne in der Werkstatt einfach behoben werden, dabei würden die Klippverbindungen im Kofferraum ausgetauscht. Das dauere etwa eine halbe Stunde und sei für die Kunden kostenlos. Wie viel die Rückrufaktion kosten wird, sagt BMW nicht. Der Vorfall belaste jedoch nicht die Bilanz, da er von den Rückstellungen für technische Hilfen abgedeckt sei.

Nach Einschätzung von Stefan Bratzel, Autoexperte der Fachhochschule Bergisch-Gladbach, stellt diese Rückrufaktion für BMW noch kein Imageproblem dar – „wenn es dabei bleibt“. In der Branche gebe es immer wieder Rückrufe, bisher hätten die deutschen Hersteller dabei relativ gut abgeschnitten. Aber es gebe auch Gefahren für die Produktsicherheit. Dazu zählten die Baukastenstrategie der Konzerne, immer kürzere Produktentwicklungszeiten und der Bau von vielen Nischenmodellen. Die Baukastenstrategie – ein Typ von Fahrzeugteilen wird über viele Jahre in mehreren Modellen verwendet – verlange bessere Qualitätsstandards. „Das Qualitätsmanagement muss einen höheren Stellenwert bekommen“, sagte Bratzel. Fehlerfreie Fahrzeuge seien schließlich nicht nur für die Zufriedenheit der Kundschaft wichtig, sondern auch für die Verkehrssicherheit.

RICHARD ROTHER