Per Putsch zur Macht

REGIME Familie Assad herrscht seit 42 Jahren

BERLIN taz | Die Familie al-Assad stammt aus dem Nordwesten Syriens und gehört dem alawitischen Stamm der Kalabiyya an. Hafis al-Assad, der Vater des heutigen Staatschefs Baschar, trat 1947 in die gerade gegründete nationalistisch-sozialistische Baath-Partei ein und machte dort Karriere. 1958 gründete Syrien zusammen mit Ägypten den Staatenbund Vereinigte Arabische Republik. Hafis al-Assad opponierte gegen den Zusammenschluss, weil er fürchtete, dass der ägyptische Einfluss zu stark werden könnte. 1961 putschte Assad senior mit anderen jungen Offizieren gegen die Regierung. Als daraufhin die Baath-Partei 1963 an die Macht kam, wurde er Luftwaffenchef und – nach einem erneuten Putsch 1966 – Verteidigungsminister. 1970, Sohn Baschar war fünf Jahre alt, kam es wieder zu einem Putsch, aus dem Hafis als Staatspräsident hervorging.

Beobachter beschreiben die Vater-Sohn-Beziehung zwischen Hafis und Baschar als „distanziert“. Eigentlich war der ältere Bruder Baschars, Basil, zum Nachfolger des Vaters aufgebaut worden. Durch dessen Unfalltod im Jahr 1994 – um den sich nahosttypischerweise viele Spekulationen und Verschwörungstheorien ranken – kam der Mediziner Baschar in die Position des Nachfolgers für das Präsidentenamt.

Damals war Baschar in der Ausbildung zum Augenarzt am Londoner Western Eye Hospital. Dort lernte er seine spätere Ehefrau kennen. Die in Großbritannien geborene und aufgewachsene Asma Fawaz al-Akhras entstammt einer wohlhabenden syrischen sunnitischen Familie.

Nach dem Tod Basils kehrte Baschar nach Syrien zurück und durchlief eine militärische Schulung im Schnellverfahren. Er wurde zum Panzerkommandanten ausgebildet und besuchte die Militärakademie. Von da an stieg er von Jahr zu Jahr weiter auf, was den symbolischen Charakter seiner militärischen Karriere erkennen lässt. Da Baschar die eigenen Erfahrungen als Militär fehlen, heißt es, dass er sich mehr auf die Meinung seiner Berater stützt, als sein Vater das tat.

Als Hafis im Juni 2000 starb, wurde die syrische Verfassung geändert, die bis dato vorsah, dass ein Präsident mindestens 40 Jahre alt sein sollte. Baschar war zu dem Zeitpunkt allerdings erst 34; also wurde die Verfassung auf dieses Mindestalter geändert – und er mit 97 Prozent der Stimmen zum Präsidenten gewählt. Im Winter desselben Jahres heiratete Baschar Asma, mit der er bislang drei Kinder hat: Hafis, Zein und Karim.

Obwohl Baschar al-Assad in seiner Amtszeit einige vor allem wirtschaftliche Reformen wie die Öffnung des Bankensektors und der Privatwirtschaft veranlasste sowie aus einer privaten Leidenschaft heraus die Verbreitung von Computern und Internet in Syrien voranbrachte, kam es nicht zu den dringend benötigten sozialen Reformen. Auch die im Lande allgegenwärtige Korruption bekämpfte er nicht, sondern er beteiligte seinen Clan weiterhin an der traditionellen Vetternwirtschaft. JAZ