„Kein Fan der Heiterkeit“

Ada Dorian liest aus ihrem Roman „Nikimora“

■ 30, hat im Jahr 2009 den Hamburger Literaturförderpreis schon vor der ersten Romanveröffentlichung bekommen.

taz: Frau Dorian, Ihren Texten wird nachgesagt, dass ihnen eine gewisse Schwere anhaftet, was soll das heißen?

Ada Dorian: Meine Texte beschäftigen sich mit ernsten und tiefer gehenden Themen wie zum Beispiel Familie, Religion und Tod. Ich bin kein Fan der Heiterkeit. Ich glaube, ich stelle Fragen, die man in meinem Alter einfach noch nicht stellt. Daher die Schwere.

Was wäre so eine Frage?

Zum Beispiel, ob eine Familie ein Gemeinschaftsgedächtnis hat, ob es sich auf jemanden auswirkt, wenn sein Opa im Krieg war. Auch wenn vielleicht gar nicht so oft darüber gesprochen wird. Wie wirken sich die Altlasten einer Familie auf die jüngere Generation aus?

Böse Zungen könnten behaup6ten, Sie seien altklug.

Nein. Altklug bin ich nicht. Ich stelle nur die Fragen. Antworten hab ich ja auch keine.

Wieso beschäftigen Sie sich denn in so jungen Jahren schon mit solchen Themen?

Ich hatte als Kind eine sehr frühe Begegnung mit dem Tod. Das war eine Grenzerfahrung.

So ernste Themen zum Frühlingsanfang?

Ich hab mir den Zeitpunkt der Lesung ja nicht selber ausgesucht. Ich finde aber, man kann sich besser im Frühling mit solchen Themen beschäftigen. In der dunklen Jahreszeit ist das wahrscheinlich eher kontraproduktiv.

Muss ich also Angst haben, dass mich Ihre Lesung deprimiert?

Überhaupt nicht. Ich finde meine Texte auch gar nicht traurig. Im Gegenteil: Am Ende ist immer viel Wärme und Zuversicht dabei.  INTERVIEW: TIR

Die „Harburger Auslese“: Ada Dorian liest aus ihrem unveröffentlichten Roman „Nikimora“: 19.30 Uhr, Kulturwerkstatt Harburg, Kanalplatz 6, Eintritt: 5 Euro