LESERINNENBRIEFE
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Beleidigung der DDR-Opposition

■ betr.: „Neuer Sonntagsredner im Amt“, taz vom 19. 3. 12

Warum beleidigt ihr ohne Not mit dem Leitartikel alle Oppositionellen Kräfte des Widerstandes aus der DDR? Der bedeutendste Tag meines Lebens war der 9. Oktober 1989 in Leipzig. Ich war seit 1981 aktiv in der Leipziger Friedensszene als Bürgerrechtler und Christ tätig. Wir waren aufrichtige Kämpfer in schwerer Zeit gegen eine Diktatur des Proletariats, gesteuert aus Moskau. Der 18. März 2012 ist ein bedeutender Tag für Deutschland. Ein Tag den ich mir 1980 nicht in meinen wildesten Fantasien hätte träumen lassen. Ein Pfarrer im Widerstand aus der DDR ist zum Bundespräsidenten von Deutschland gewählt worden. Die DDR war nicht so, wie sie vielleicht viele westliche Linke sich schöngeredet haben und vielleicht immer noch tun. Viele mutige Bürger wurden verhaftet, verurteilt, auch getötet, abgeschoben, durften nicht in leitenden Berufen arbeiten bis zum Berufsverbot. Ich brauche hier 22 Jahre nach der Friedlichen Revolution nicht Weiteres aufzählen, vieles ist aufgearbeitet, vieles immer noch nicht. MATTHIAS KÄMPF, Bad Düben

Diskriminierung psychisch Kranker

■ betr.: „Unwidersprochener Judenhass“, taz vom 21. 3. 12

Sie verwenden in unkritischer Weise die Begriffe „Größenwahn“, „Geisteskrankheit“, „Irrer“. Das Problem dabei ist, dass Sie versuchen, menschenverachtende Äußerungen eines Politikers mit psychiatrischen Krankheitsbegriffen zu qualifizieren. Wahrscheinlich wollen Sie zum Ausdruck bringen, dass Sie die Äußerungen abwegig und irrational finden. Dem ist ja auch unbedingt zuzustimmen, und man findet wahrscheinlich kaum Beschreibungen für den Unsinn und die Gefährlichkeit der Äußerungen des iranischen Präsidenten. Bitte nehmen Sie dennoch zur Kenntnis, dass Sie durch Ihre Wortwahl psychisch Kranke und die Psychiatrie diskriminieren: Wer psychisch krank ist, ist nicht notwendigerweise gefährlich, wer Unsinn redet, ist deswegen nicht psychisch krank. Ich stelle Ihnen gerne Menschen mit Psychose- und Psychiatrieerfahrung vor, die Ihnen dies persönlich bestätigen werden. VOLKER HEIMESHOFF, Braunschweig

Heiratet Germany’s Top Dogs!

■ betr.: „Was Frauen wert sind“, taz vom 22. 3. 12

Wie recht hat Jutta Allmendinger, wenn sie meint, der Heiratsmarkt zahle sich mehr aus als der Arbeitsmarkt. Und wie recht hatte auch Alice Schwarzer, als sie in der Begründung Ihrer Stimme für Joachim Gauck meinte, Frau sein allein genüge nicht. Zu ergänzen wäre, dass es besser ist, Frau von einem Mann mit (früherem) hochrangigem Posten zu sein, sei es dass dieser Schröder oder Piech heißt. Die jungen Mädchen, die lieber Germany’s Next Top Model sein wollen als den Friedensnobelpreis zu bekommen, sehen das völlig richtig. Also Frauen: Heiratet einen von Germany’s Present Top Dogs, setzt auf den Glamour-Faktor und bemüht euch nicht um Qualifikation! URSULA G. T. MÜLLER, Kiel

Penetration mit Firmenlogos

■ betr.: „Mit Logos an den Kragen gehen“, taz vom 23. 3. 12

„Farbbeutel sind hässlich an Gebäuden, Unternehmensnamen an vermeintlich neutralen Kulturinstitutionen aber ebenso.“ – sehr gut, das ist der beste kulturkritische artikel seit jahren, dass auch ein firmenname, der permanent die öffentlichkeit penetriert, als gewalt empfunden werden kann, musste doch mal so deutlich gesagt werden, und dass diese firmen zu wenig steuern zahlen ebenso. KARSTEN NEUMANN, Bethang