Gespaltene Voten

FILMPREIS Nominierungen für „Lolas“

Mit Startprämien von je 250.000 Euro gehen sechs Filme in den Wettbewerb um den Deutschen Filmpreis 2012. Auf einer Pressekonferenz gab die Deutsche Filmakademie gestern in Berlin ihre Nominierungen bekannt. „Anonymus“, Roland Emmerichs aufgepeppte Legende über Shakespeare als Fake, steht ebenso auf der Liste wie Tim Fehlbaums apokalyptischer Thriller „Hell“, Christian Petzolds DDR-Revival „Barbara“, Andreas Dresens Sterbedrama „Halt auf freier Strecke“, Christian Züberts „Dreiviertelmond“ über die Begegnung eines Taxifahrers mit einem verlassenen Kind und David Wnendts „Kriegerin“, die Geschichte eines Neonazi-Mädchens.

Am 27. April nehmen drei Gewinner eine Lola in der Kategorie bester deutscher Spielfilm aus der Hand von Kulturstaatsminister Bernd Neumann entgegen. Die Lolas in Gold, Silber und Bronze tragen den Produzenten Preisgelder zwischen 375.000 und 500.000 Euro (abzüglich der Startprämie) ein, die sie in neue Projekte investieren müssen. Daneben entscheiden die Mitglieder der Deutschen Filmakademie über weitere goldene Lolas für den besten Kinderfilm (125.000 Euro), den besten Dokumentarfilm (100.000 Euro) und fünfzehn weitere Einzelleistungen. Den undotierten Ehrenpreis erhält der Kameramann Michael Ballhaus.

Seit acht Jahren liegt die Kür der höchstdotierten deutschen Filmpreise in der Hand der Deutschen Filmakademie, einer Interessenvertretung der Filmschaffenden, die Vergabe der Geldpreise aus öffentlichen Mitteln in Millionenhöhe wird durch das Staatsministerium für kulturelle Angelegenheiten gewährleistet. Die Kombination eines Filmförderungsinstruments mit einem Auswahlverfahren von Seiten der Filmbranche ist umstritten. Auch in diesem Jahr scheinen die internen Vorauswahljuries der Filmakademie kaum ins Kino gegangen zu sein. Die Nominierungen zeigen, wie gespalten die Geschmäcker sind. Zwischen der sicheren Seite eines Votums für die Filmkunst („Barbara“), Special-Effects („Anonymus“), handwerklich gut gemachtem Genrekino („Hell“) und zeitgeistigen Problemfilmen bleibt kaum ein Preis für innovatives, experimentierfreudiges und unperfektes Kino, das mehr wagt, als den Konsens zu bedienen.

CLAUDIA LENSSEN