Mehr schlechte Nachrichten

ZU HAUSE Die taz übernimmt das Umweltmagazin „zeo2“. Sein Leiter wird damit zum taz-Rückkehrer

Manfred Kriener blättert in den Druckfahnen der nächsten Ausgabe, die zur Endkorrektur vor ihm liegen. Ein Artikel handelt davon, dass sich bei den Geburten rund um Gorleben das Geschlechterverhältnis verschiebt: Es kommen prozentual mehr Mädchen als vor dem Bau des Zwischenlagers auf die Welt, weniger Jungen. Für den Chefredakteur des Umweltmagazins zeo2 ist das „das Highlight der Ausgabe“.

Radioaktive Strahlen, Klimawandel, aussterbende Tierarten – man dürfe „keine Angst haben vor schlechten Nachrichten“, sagt Kriener über das im Jahr 2008 gestartete Magazin. „Man muss den Leuten auch sagen, was schiefläuft.“

Bisher gab die Deutsche Umwelthilfe das Magazin heraus, viermal pro Jahr. Doch das Magazin trägt sich nicht selbst, es hat zu wenige Abonnenten. „Die Leute wollen nicht dran erinnert werden, dass unser Lebensstil der Welt zusetzt“, glaubt Kriener. Das seien „ganz normale Verdrängungsmechanismen“. Dabei berichtet zeo2 durchaus auch über Positivbeispiele, hat sogar eine ganze Ausgabe über „Klimahelden“ gemacht. Man müsse aufpassen, die Leser nicht in der Ohnmachtsfalle alleinzulassen, sagt Kriener.

Jetzt übernimmt die taz das Magazin. Weil sie doch noch an den Erfolg des Konzepts glaubt. Und weil sie mehr Erfahrung als die Deutsche Umwelthilfe in verlegerischen Angelegenheiten hat: wie man Werbung für ein Druckerzeugnis macht, wie man es an möglichst viele Kioske bringt, solche Sachen. Und schließlich können beide Redaktionen auch inhaltlich durch mehr Austausch profitieren. Das Magazin erhält ein neues Design, mehr Seiten, mehr Service-Inhalte, also neben den schweren Themen auch mehr Leichtigkeit.

Kriener kommt damit zurück in die taz, in der er schon von 1980 bis 1990 als Umweltredakteur arbeitete. Im ersten Jahr musste er „sich selbst finanzieren“, wie ihm damals gesagt wurde. Kriener lebte vom Arbeitslosengeld, das ihm wegen seiner vorherigen Arbeit als Redakteur des Schwarzwälder Boten zustand. Und hatte deutlich mehr Geld als die taz-Mitarbeiter, deren Einheitslohn bei 800 Mark netto lag.

Kriener verließ die taz nach zehn Jahren wegen des Stresses bei der täglichen Produktion, aber auch wegen des Geldes: „Du warst arm, richtig arm. Das kannst du eine Weile lang ideologisch verbrämen“, aber er machte sich schließlich selbstständig. Das bleibt er auch, die taz kauft seine Leistungen als freiberuflicher Chefredakteur ein. „Diesmal gibt es auch Geld“, sagt er. HEI

zeo2: Ein Heft mit 68 Seiten kostet am Kiosk 5,50 Euro, das Jahresabo mit vier Ausgaben 22 Euro. www.zeozwei.taz.de