Der Weitermacher

Auf der letzten Sitzung war er stinkewütend: Da hatte Malte Siegert erfahren, dass alle anderen Delegierten des Dialogforums zur geplanten Fehmarnbelt-Querung ein Gutachten zur Ansicht bekommen hatten – nur er selbst nicht. Das war Ende Februar. Jetzt hat der 47-jährige Protestler sein Delegierten-Amt niedergelegt.

Seit 2008 leitet der studierte Politologe das Nabu-Vogelschutzreservat Wallnau auf Fehmarn. Unter der Woche wohnt er dort, am Wochenende fährt Siegert zu seiner Familie nach Hamburg. Er mag seinen Job, sagt er, „aber die letzten Jahre hatte ich immer weniger Zeit für meine eigentliche Arbeit beim Nabu“. Als die Planung zur Fehmarnbelt-Querung Gestalt annahm, wurde Siegert Sprecher des Widerstands, kämpfte fünf Jahre lang wortreich gegen das Großprojekt. Im September 2011 berief die Kieler Landesregierung das erwähnte Dialogforum und Siegert vertrat auch dort die Querungsgegner. Der Nabu gab ihm Rückendeckung, einen Teil seines Engagements gegen die Beltquerung erledigte Siegert während seiner Arbeitszeit. Viel aber auch in seiner Freizeit.

Siegert ist kein geborener Öko, Umweltschutz hat er erst durch seinen Job gelernt. Er will nicht krampfhaft jeden Eingriff in die Natur verhindern, nur sinnvoll müsse der sein. „Man geht von 10.000 Autos am Tag aus und dafür schadet man Mensch und Umwelt“, ärgert er sich über die geplante Querung. „Da muss man dagegen sein!“

Frustriert hat ihn aber auch die Arbeit im Forum. „Das war kein Dialog auf Augenhöhe“, sagt er, „die Landesregierung hintergeht uns gezielt, die Bürgerbeteiligung ist gescheitert.“

Ganz zurückziehen will er sich aber nicht, er bleibt Mitglied der Bürgerinitiative auf Fehmarn. Der Nabu wird beim bevorstehenden Planfeststellungsverfahren klagen, darauf bereitet Siegert sich vor. Und er will die Menschen weiter mobilisieren. „Bei Stuttgart 21 standen die Leute erst da, als die Bagger angerollt kamen“, sagt er. „Das soll hier nicht passieren!“ SOLVEJ LÜDKE