ABKEHR VOM ALLTAG

Als Lebensuntüchtigkeit könnte man bezeichnen, was in hoch industrialisierten Gesellschaften um sich greift: Junge Erwachsene ziehen sich komplett aus ihrer Umwelt zurück, sie reagieren ablehnend bis aggressiv auf Intervention von außen.

In Japan wird dieses Phänomen Hikikomori (dt.: sich einschließen) genannt, in den USA spricht man von Cocooning (dt.: sich einspinnen), und in Deutschland werden lebensuntüchtige Jugendliche spöttisch Nesthocker genannt. Allen gemeinsam sind große Versagensängste, die sie früh resignieren lassen.

Von den japanischen Hikikomori hatten laut einer Befragung 20 Prozent der männlichen Betroffenen Erfahrungen mit häuslicher Gewalt, von den Mädchen leiden 14 Prozent unter Essstörungen. 80 Prozent der Betroffenen sind Männer. Von einem Jugendtrend kann bei Hikikomori – ebenso wie bei Cocooning- und Nesthocker-Betroffenen – nicht die Rede sein: In Japan liegt ihr Durchschnittsalter bei 27 Jahren. AM